Jesus Christus spricht:
»Wer sagt denn ihr, dass ich sei?«
Matthäus 16,15
Nicht immer haben die Jünger Jesu Worte verstehen und durchdringen können. Zu Beginn des Kapitels schildert Matthäus, dass sie seine Worte, sie sollten sich vor dem Sauerteig der Pharisäer hüten, nur darauf beziehen, dass sie (offenbar zum wiederholten Male) vergessen hatten, Brot mitzunehmen.
Und auch die Frage an die Jünger, die in unserem Vers 15 gestellt wird, wirkte vermutlich auf einige Jünger wie eine Fangfrage. Mancher mag sich gedacht haben: Was will er denn jetzt schon wieder hören? Wie soll man denn auf eine solche Frage passend antworten? Da haben sich – so berichtet Matthäus – einige auf das berufen, was sie auf ihrem gemeinsamen Weg mit Jesus aus dem Volke aufgeschnappt hatten: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten (Vers 14). Alles wichtige Personen der Geschichte Gottes mit dem Volk Israel, alles ehrenwerte Bezeichnungen. Mancher Jünger hat vielleicht gedacht: Puh, gerade noch einmal einen Ausweg gefunden.
Doch Jesus will nicht wissen, was das Volk gesagt hat (oder glaubt), also die Menschen, die Jesus zwar begegnen, ihm aber nicht nachfolgen. Er will wissen, was diejenigen denken, die sich seine Jünger nennen, was der Einzelne denkt, nicht die große anonyme Menge. Es geht ihm darum, wie jeder seiner Jünger ihn sieht – und auch darum, wie wir ihn heute sehen. Nein, eigentlich nicht wir, sondern ich. Wie sehe ich Jesus? Wer ist Jesus für mich? Was bedeutet er in meinem Leben? Nicht um ein allgemeines Stimmungsbild geht es Jesus bei dieser Frage, sondern darum, dass mir Gelegenheit geboten wird, meine Beziehung zu ihm auszuloten.
Petrus rettet die Situation für die Jünger. Er sagt in Vers 16 ganz einfach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Gar nicht so kompliziert, aber doch steckt darin der Kern unseres Glaubens. Nicht das Gefühl, dass Jesus irgendwie ein bewundernswerter Mensch gewesen ist (wie Johannes, Elia oder Jeremia), sondern die Erkenntnis, dass er der Sohn Gottes und als solcher Mensch geworden ist, öffnet die Tür zu einer persönlichen Beziehung zu ihm, zur Nachfolge.
So ist es eigentlich keine Frage, die Jesus hier formuliert. Vielmehr ist es eine Einladung – eine Einladung an jeden und zu jeder Zeit.
A. H.