nachgedacht zum Monatsspruch Dezember 2024

»Mache dich auf, wer­de licht; denn dein Licht kommt, und die Herr­lich­keit des Herrn geht auf über dir.« (Jesa­ja 60,1)

Der Monats­spruch für den Dezem­ber steht im drit­ten Teil (Kapi­tel 56 – 66) des Pro­phe­ten­bu­ches Jesa­ja. Hier geht es ins­be­son­de­re um die Zukunft Jeru­sa­lems, die als »Toch­ter Zion« (das ist einer der Ber­ge, auf denen Jeru­sa­lem errich­tet ist) bezeich­net wird. Im Exil war alle Hoff­nung auf eine Zukunft für Jeru­sa­lem dahin: Nun aber soll der Stadt und dem Zions­berg eine Haupt­rol­le für (a) die ande­ren Völ­ker und (b) den Plan Got­tes zukommen.

Unser Monats­spruch spricht direkt die Stadt Jeru­sa­lem an: Sie soll sich auf­ma­chen, hell (licht) wer­den, über ihr, der Stadt, geht die Herr­lich­keit Got­tes auf.

Im Tem­pel war die Herr­lich­keit Got­tes ein­ge­zo­gen, als Samu­el, der ja den Tem­pel errich­tet hat­te, im Rah­men der Tem­pel­wei­he gebe­tet hat­te (2. Chr. 7,1ff): »die Herr­lich­keit des HERRN erfüll­te das Haus, sodass die Pries­ter nicht ins Haus des HERRN hin­ein­ge­hen konn­ten, weil die Herr­lich­keit des HERRN das Haus des HERRN füll­te. Und alle Israe­li­ten sahen das Feu­er her­ab­fal­len und die Herr­lich­keit des HERRN über dem Hau­se, und sie fie­len auf ihre Knie mit dem Ant­litz zur Erde aufs Pflas­ter und bete­ten an und dank­ten dem HERRN, dass er gütig ist und sei­ne Barm­her­zig­keit ewig­lich währt.«

Dies soll­ten wir im Hin­ter­kopf haben, wenn wir die Tex­te im Schluss­teil des Jesa­ja­bu­ches lesen: Da gibt es Kri­tik an den »Hir­ten des Vol­kes«, den füh­ren­den Män­nern, die es eben schlecht geführt haben. Es gibt aber auch die Zusa­ge Got­tes, dass er »den Geist der Gede­mü­tig­ten und das Herz der Zer­schla­ge­nen« erqui­cken wird (Jes.57,15). Schließ­lich – nach viel Kri­tik am Volk, das so gar nicht in Recht und Gerech­tig­keit gewan­delt ist und sich nicht nach den Gebo­ten Got­tes gerich­tet hat –, sagt Gott den Erlö­ser zu: Er wird die Din­ge und das Volk zurecht brin­gen, er selbst.

»Aber für Zion wird ein Erlö­ser kom­men und für die in Jakob, die sich von der Sün­de abwen­den, spricht der HERR. Und dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der auf dir ruht, und mei­ne Wor­te, die ich in dei­nen Mund gelegt habe, sol­len von dei­nem Mund nicht wei­chen noch von dem Mund dei­ner Kin­der und Kin­des­kin­der, spricht der HERR, von nun an bis in Ewig­keit.« (Jes.59,20f) – Direkt hier­an schließt unser Monats­spruch für den Dezem­ber an.

Die Völ­ker (und das meint die heid­ni­schen) wer­den wegen der strah­len­den Herr­lich­keit Got­tes nach Jeru­sa­lem kom­men (Völ­ker­wall­fahrt zum Zion). Die Völ­ker brin­gen etwa Gold und Weih­rauch mit; und da fällt uns, die wir die Weih­nachts­be­rich­te ken­nen von den Wei­sen, die dem Stern zur Krip­pe fol­gen, sofort ein, was sicher auch Mat­thä­us in Erin­ne­rung hatte.

Das Neue ist, dass Gott selbst Recht und Gerech­tig­keit auf­rich­ten wird; sie sind Aus­wir­kun­gen sei­ner Herr­lich­keit und die lässt er bei den Men­schen woh­nen. Wenn das in Jeru­sa­lem geschieht, dann wird die Zions­stadt zum Ort des Heils.

Als Chris­ten glau­ben wir, dass es kein Zufall war, dass Jesu Leid und Auf­er­ste­hung in Jeru­sa­lem pas­sier­te. Das hat die­ser Stadt auch für uns eine beson­de­re Heils­be­deu­tung zuge­wie­sen: Gott selbst hat in sei­nem Sohn in die Geschich­te ein­ge­grif­fen; so trifft auch Jesa­ja 65,1 zu: »Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir frag­ten, ich ließ mich fin­den von denen, die mich nicht such­ten. Zu einem Volk, das mei­nen Namen nicht anrief, sag­te ich: Hier bin ich, hier bin ich!« – Das Neue ist: Gott selbst macht es gut, er lässt sich fin­den! Lasst uns ihn suchen!

Frank Weber

zum Wochenspruch 1. Advent 2024

»Sie­he, dein König kommt zu dir, ein Gerech­ter und ein Hel­fer.« (Sachar­ja 9,9b)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freunde,

fro­hes neu­es Jahr. Am 1. Advent beginnt das neue Kir­chen­jahr, was wir uns viel zu sel­ten bewusst machen. Advent, das bedeu­tet Ankunft, und unser Wochen­sprucht gibt eine Anto­wrt auf die Fra­ge, wer da eigent­lich kommt. – Der, der kommt, das ist der König der Welt, der Gesand­te Got­tes, letzt­lich der Mes­si­as, den der alt­tes­ta­ment­li­che Pro­phet Sachar­ja ver­heißt. Die­se pro­phe­ti­sche Vor­her­sa­ge wird aufs Engs­te mit der Stadt Jeru­sa­lem als Toch­ter Zion verknüpft.

Das War­ten ver­bin­det dabei jüdi­sche und Chris­ten­men­schen: Die einen War­ten, dass der Mes­si­as kom­men möge, wir ande­ren war­ten dar­auf, dass er wie­der­kom­men möge. – Und: Gerech­te Köni­ge sind eher sel­ten; das mer­ken wir spä­tes­tens, wenn wir in die Kön­gis­bü­cher schau­en. – Bei heu­ti­gen Poli­ti­kern sieht es nicht bes­ser aus. Die meis­ten Mäch­ti­gen miss­brau­chen ihre Macht, kaum dass sie die­se haben für eige­ne Zwe­cke. Ein Gerech­ter und ein Hel­fer, das ist ja jemand, der denen hilft, die beson­ders auf Hil­fe ange­wie­sen sind, die sich also nicht selbst hel­fen kön­nen. Wenn die­ser Mes­si­as dann noch gerecht ist, dann ist es qua­si eine Idealbesetzung.

Für uns als Chris­ten­men­schen ist deut­lich, wie dies hier auf Jesus passt. – Der alt­tes­ta­ment­li­che Gedan­ke für den Mes­si­as ist jeden­falls: Es sind nicht die Men­schen, die plötz­lich bes­ser wür­den, son­dern es ist Got­tes Ein­grei­fen, das alles zum guten Ende bringt. – Und dar­auf lasst uns im Advent war­ten, gern auch mit den jüdi­schen Men­schen, die ja auch hof­fen, dass Gott alles zurecht brin­gen wer­de, wenn der Mes­si­as kommt.

F.W.

Themenpredigt: »Was kommt nach dem Tod?« Frank Weber, Ewigkeitssonntag 2024

Die The­men­pre­digt am Ewig­keits­sonn­tag geht auf die Fra­ge ein, was nach unse­rem Tod kommt. Sie fußt auf dem Pre­digt­text aus Mat­thä­us 25,1 – 13 und berück­sich­tigt den Wochen­spruch aus Lukas 12,35.

Hier kann die Pre­digt nach­ge­hört werden:

zum Wochenspruch »Ewigkeitssonntag«

»Lasst eure Len­den umgür­tet sein und eure Lich­ter bren­nen…« (Lukas 12,35)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freunde,

einer­seits ein selt­sa­mer Vers: Was soll das denn? Wir sol­len die Klei­dung anbe­hal­ten, das Ober­ge­wand mit dem Gür­tel befes­tigt und die Lich­ter bren­nen? Wozu? Ener­gie-Spa­ren ist ange­sagt, nichts mit Bren­nen­las­sen der Lich­ter. Und: War­um soll man den Gür­tel anbe­hal­ten? – Es geht ums War­ten auf das Kom­men des Herrn. Wir glau­ben ja, dass Chris­tus wie­der­kom­men wird. Und man­che machen es sich in der Zwi­schen­zeit zu bequem. Gehen schla­fen, las­sen sich auf die Din­ge der Welt zu sehr ein.

Sicher: Wenn es heu­te Chris­ten gibt, dann weil sich die meis­ten Chris­ten ein gutes Stück weit auf die Din­ge der Welt ein­ge­las­sen haben. Wir küm­mern uns um die Ren­te und um die Kin­der. gut so. Die meis­ten erwar­ten Chris­ti Wie­der­kunft nicht mor­gen. – Und den­noch: Wenn wir wüss­ten, wann ein Dieb kommt, dann wäre es nicht über­ra­schend. Tat­sa­che ist aber, dann wir nicht wis­sen, wann es so weit ist. Und das gilt glei­cher­ma­ßen für Die­be wie für den Tag der Wie­der­kunft Chris­ti. Bei­des kommt plötz­lich und überraschend.

Jetzt, am Ewig­keits­sonn­tag, soll­ten wir auch an unser eige­nes Leben den­ken. In so vie­len Ster­be­an­zei­gen steht »plötz­lich und uner­war­tet«. Wir tun gut dar­an, wenn wir so leben, dass es an jedem Tag der letz­te sein kann. Dass wir mit Gott und den Men­schen aus­ge­söhnt sind. Und dass wir nichts vor uns her­schie­ben, was wir unbe­dingt erle­digt haben wol­len. – Und damit mei­ne ich nicht die Steuererklärung.

Bezie­hun­gen aber, gera­de unser Ver­hält­nis zu Gott, die soll­ten wir pfle­gen und intakt hal­ten. Jeder­zeit, die Pfad­fin­der sagen: all­zeit bereit. Denn wir wis­sen nicht allein nicht, wann Chris­tus wie­der­kommt, wir wis­sen eben­so­we­nig, wann unser irdi­sches Leben zu sei­nem Schluss kommt. Das Ende des Kir­chen­jah­res (am Ewig­keits­sonn­tag) und dann das neue Kir­chen­jahr ab 1. Advent ist eine gute Zeit für den geist­li­chen Haus­putz »zwi­schen den Jahren«.

F. W.

zum Wochenspruch drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

»Selig sind, die Frie­den stif­ten; denn sie wer­den Got­tes Kin­der hei­ßen.« (Mat­thä­us 5,9)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freun­din­nen und Freunde,

Frie­dens­stif­ten­de, die braucht die Welt. Beson­ders weil es so vie­le gibt, die Ver­söh­nung nicht beför­dern. Zor­nig zu sein, Wut­bür­ger, das ist es im Klei­nen, was in der gro­ßen Welt zu Krie­gen führt. Gefühlt wird es in der Welt nicht gera­de bes­ser. Die Regie­rungs­ko­ali­ti­on ist zer­bro­chen. In den USA ist Hr. Trump gewählt. Die Kon­flik­te in der Welt wer­den gefühlt mehr, viel­leicht liegt es dar­an, dass wir von so viel mehr Kon­flik­ten hören und sehen.

Wir seh­nen uns nach fried­li­chem Leben. Nach einem Leben ohne Feind­schaf­ten, aber auch ohne Man­gel. Wenn im Neu­en Tes­ta­ment Jesus die Berg­pre­digt mit den Selig­prei­sun­gen beginnt, dann geht es einer­seits um Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, und ande­rer­seits wird alles, was in der Welt so gilt, auf den Kopf gestellt. Er preist die glück­lich, die trau­ern, die fried­fer­tig sind, die barm­her­zig sind. Die Selig­prei­sun­gen enden mit dem Bezug zu den Jün­gern, denn – so mei­ne ich – die meint er zuerst. Sie sind mit ihm jetzt unter­wegs, und das führt dazu, dass ande­re sie schmä­hen (wer­den): Beson­ders bezieht sich das auch auf die Zeit, wenn die Jün­ger nach Him­mel­fahrt zu Boten des Rei­ches Got­tes werden.

Die­ses Reich bedeu­tet Frie­den zu stif­ten, denn es geht beim Evan­ge­li­um ja genau dar­um: Um ver­söhn­tes Leben zwi­schen Men­schen und Gott, was Gott den Men­schen anbie­tet. Er befä­higt so die Jün­ger, die zu Apos­teln wur­den, und uns heu­te, Frie­den zu stif­ten. Wir kön­nen, wenn wir mit Gott ver­söhnt sind, auch mit ande­ren ver­söhnt leben. Dann braucht es kei­ne Gewalt, kei­nen Konflikt.

Die Berg­pre­digt steht bei man­chen real­po­li­tisch den­ke­nen Men­schen in dem Ruf: Damit kann man kei­ne Poli­tik machen, mit dem Hin­hal­ten der ande­ren Wan­ge, mit die­ser Art von Fein­des­lie­be und Sanft­mut. – Ich behaup­te: Es ist umge­kehrt. Mit zor­ni­gen und selbst­süch­ti­gen Vor­stel­lun­gen, mit Hass auf Frem­de und ande­re, mit Lieb­lo­sig­keit: Damit kann man kei­ne Poli­tik machen. Zumin­dest kei­ne, die den Men­schen dient.

Poli­tik machen Men­schen, die die Macht haben. Und das sind die, die gestal­ten kön­nen. Nur dann, wenn die­se die Bedür­fi­gen und Macht­lo­sen in den Blick neh­men, kann es zu einer ech­ten Ver­söh­nung in der Welt kom­men. Wer das sind, die­se Macht­lo­sen? Genau die Grup­pen, die schon die alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­ten erwäh­nen: Wit­wen und Wai­sen zum Bei­spiel, Frem­de, die bei uns leben.

Wer Gott ach­tet und liebt, der bemüht sich, dass alle in Wür­de leben kön­nen. Das bedeu­tet nicht, dass alle gol­de­ne Was­ser­häh­ne haben müs­sen, aber zumin­dest Nah­rung, Klei­dung, Woh­nung usw. Und inso­fern ist jeder Staats­haus­halt ein mora­li­sches Bekennt­nis. – Auch die natür­li­chen Res­sour­cen sind dabei wich­tig: Wenn wir mit unse­rem Müll die Mee­re schä­di­gen, mit unse­rem Ener­gie­hun­ger die Welt der Enkel zu einem Treib­haus machen, dann ist das kein Tun, das Frie­den stiftet.

War­um kön­nen und dür­fen wir so an die ande­ren den­ken, uns selbst zurück neh­men und nach dem Mit­ein­an­der suchen? Weil wir erlebt haben, dass Gott in sei­nem Sohn die­se Ver­söh­nung zu uns gebracht hat, dass er den ers­ten Schritt bereits getan hat und die Welt als gute Schöp­fung seit lan­ger Zeit erhält in einem labi­len Gleich­ge­wicht, das wir ach­ten sollten.

F.W.

zum Wochenspruch 23. Sonntag nach Trinitatis

»Dem König aller Köni­ge und Her­ren aller Her­ren, der allein Unsterb­lich­keit hat, dem sei Ehre und ewi­ge Macht.« (1. Timo­theus 6,15b.16a.c)

Lie­be Lesende,
unser Wochen­spruch steht am Ende des ers­ten Brie­fes an Timo­theus. Der Brief­schrei­ber schärft dem Emp­fän­ger man­ches ein, Irr­leh­rer soll er abwei­sen, auf Wort­ge­fech­te soll er sich nicht ein­las­sen. Fröm­mig­keit und Genüg­sam­keit soll der als jün­ge­rer Jün­ger vor­ge­stell­te Timo­theus bewah­ren. Er soll den guten Kampf des Glau­bens kämp­fen. Es geht ums Dran­blei­ben, auch an dem Bekennt­nis, das der Timo­theus vor vie­len Zeu­gen bekannt hat und wozu er beru­fen ist.

Timo­theus soll Gebot unta­de­lig und unbe­fleckt bewah­ren bis zur Erschei­nung Jesu Chris­ti. – Und da, an die­ser Stel­le im Text setzt unser Wochen­spruch fort: Jesus Chris­tus selbst wird, wenn er wie­der­kommt, als König aller Köni­ge wie­der­kom­men – und als Herr aller Her­ren. In der Auf­er­we­ckung hat er allein sei­ne Unsterb­lich­keit erwiesen.

Der Brief­schrei­ber rät also dem jün­ge­ren Emp­fän­ger zum Fest­hal­ten am Glau­ben und an der Nähe zu Chris­tus. – Sicher, das ist schon lan­ge her. Aber: Noch ist ja Chris­tus nicht wie­der gekom­men, und inso­fern ist der Rat heu­te noch ganz aktu­ell. Wir kön­nen nur war­ten, aber die­ses War­ten kön­nen, ja, wir müs­sen, es gestal­ten. In der Zwi­schen­zeit zwi­schen der Abfas­sung die­ses Brie­fes ist die Kir­chen­ge­schich­te weit fortgeschritten.

Es gab gute und segens­rei­che Pha­sen, aber auch sol­che, die es bes­ser nicht gege­ben hät­te: etwa die Kreuz­zü­ge und die Inqui­si­ti­on. – Gera­de haben wir den Refor­ma­ti­ons­tag began­gen, wobei wir an die The­sen Luthers den­ken. Er woll­te ger­ne eine Reform der Kir­che an Haupt und Gliedern.

Viel hat sich seit­her getan, unse­re Kir­che wur­de gegrün­det und hat viel Segen und Glau­ben aber auch man­che Ver­let­zun­gen und Ver­druss gebracht. Die Auf­for­de­rung, an Jesus und an unse­rem Bekennt­nis dran zu blei­ben, sie gilt auch uns heute.

F.W.

zum Wochenspruch 22. Sonntag nach Trinitatis

»Bei dir ist die Ver­ge­bung, dass man dich fürch­te.« Psalm 130,4

Lie­be Lesende,

auf den ers­ten Blick hin klingt der Vers aus Psalm 130 fast unver­ständ­lich. Was soll denn Ver­ge­bung mit Furcht zu tun haben? Mir hilft hier der Vers voher wei­ter: Da steht: »Wenn du, HERR, Sün­den anrech­nen willst – Herr, wer wird bestehen? Und dann geht es wei­ter mit unse­rem Vers: »Für­wahr: Bei Dir ist die Ver­ge­bung, dass man dich fürch­te.« Wenn jemand mäch­tig ist, ist das eines, wenn er dann auch noch groß­zü­gig ist und ver­ge­bungs­be­reit, dann ist dies ein Aus­druck sei­ner Grö­ße. – Die Basis­bi­bel betont statt der Furcht die Ehr­furcht vor Gott, sie über­setzt: »Doch bei dir liegt die Kraft der Ver­ge­bung. /​Dafür begeg­net man dir mit Ehrfurcht.«

Wir sehen vor allem in Jesus die zuge­wand­te Sei­te Got­tes, die lie­be­vol­le und mensch­li­che. Und es ist gut so, denn wie anders als durch Got­tes Selbst­of­fen­ba­rung in sei­nem Sohn soll­ten wir ihn ver­ste­hen und sehen kön­nen. Und ande­rer­seits wird Gott man­ches­mal klein gemacht und klein gedacht, wenn wir sei­ne Macht und Herr­lich­keit, sei­ne Grö­ße und auch den Abstand zwi­schen uns als Geschöp­fen und dem Schöp­fer übersehen.

Der Psalm­be­ter war­tet auf Gott und sein Wort. Sei­ne See­le, sein Inne­res, war­tet auf Gott mehr als die Wäch­ter auf den Mor­gen – eben als das Ende ihrer Nacht­schicht. Für den Beter ist es aber nicht allein das Ende sei­ner Nacht(schicht). Der Blick reicht viel wei­ter: »Har­re, Isra­el, auf den HERRN! Denn bei dem HERRN ist die Güte, und viel Erlö­sung ist bei ihm. – Und er wird Isra­el erlö­sen von allen sei­nen Unge­rech­tig­kei­ten.« (So mit Vers 7 und 8.)

Sicher, dass dies ein­trat, das war aus dem Blick des Psalm­be­ters noch weit in der Zukunft. Wie gut, dass wir Got­tes neu­en Bund, mit dem er in sei­nem Chris­tus alle, auch Isra­el, erlöst hat. Jetzt kommt es dar­auf an, dies wie der Psalm­be­ter zu erwar­ten (»har­ren«), und anzunehmen.

F. W.

zum Wochenspruch 21. Sonntag nach Trinitatis

»Lass dich nicht vom Bösen über­win­den, son­dern über­win­de das Böse mit Gutem.« (Römer 12,21)

Lie­be Geschwis­ter, lie­be Freunde,
Bos­heit ist so ein­fach. Daher gibt es so viel Böses und auch so vie­le Böse in der Welt. Wenn wir uns den Umgang in Poli­tik oder Wirt­schaft anse­hen, so ist der Gedan­ke nicht fern­lie­gend, dass die Geset­ze not­wen­dig sind, um wil­de Tie­re im Zaum zu hal­ten. – Rück­sicht, Acht­sam­keit und Lie­be sind sel­ten außer­halb des engs­ten per­sön­li­chen Umfelds. Leider.

Wenn wir als von Got­tes Geist begeis­ter­te Chris­ten­men­schen leben, dann kön­nen, ja dann sol­len und müs­sen wir m.E. anders leben. Denn wir wis­sen ja, dass Gott auch die ande­ren gemacht hat und liebt. Wenn wir jeman­dem die Gute Nach­richt brin­gen möch­ten, dann geht das nur, wenn wir anders leben als das so für »Welt­men­schen« üblich ist. – Und: Wir kön­nen anders leben, weil wir ja nicht selbst unse­re Zie­le ver­fol­gen müs­sen. Wir brau­chen nicht mehr zu fürch­ten, dass wir über­all zu kurz kom­men könnten.

Alles, was wir brau­chen, haben wir. Wir dür­fen leben in Gemein­schaft mit Gott, dem Schöp­fer der Welt, mit Jesus, der um der Men­schen wil­len selbst Mensch gewor­den ist. – Das wis­sen wir durch den Geist Got­tes, der es uns gezeigt hat.

Dar­um und daher kön­nen und dür­fen wir anders leben, ohne Bos­hei­ten. Wir dür­fen viel­mehr in allen Berei­chen unse­res Lebens anders leben, auch wenn uns das nicht immer leicht fällt. Wir dür­fen das Böse (bei ande­ren, aber auch in uns selbst) mit dem Guten überwinden.

F.W.