»Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.« (Jesaja 60,1)
Der Monatsspruch für den Dezember steht im dritten Teil (Kapitel 56 – 66) des Prophetenbuches Jesaja. Hier geht es insbesondere um die Zukunft Jerusalems, die als »Tochter Zion« (das ist einer der Berge, auf denen Jerusalem errichtet ist) bezeichnet wird. Im Exil war alle Hoffnung auf eine Zukunft für Jerusalem dahin: Nun aber soll der Stadt und dem Zionsberg eine Hauptrolle für (a) die anderen Völker und (b) den Plan Gottes zukommen.
Unser Monatsspruch spricht direkt die Stadt Jerusalem an: Sie soll sich aufmachen, hell (licht) werden, über ihr, der Stadt, geht die Herrlichkeit Gottes auf.
Im Tempel war die Herrlichkeit Gottes eingezogen, als Samuel, der ja den Tempel errichtet hatte, im Rahmen der Tempelweihe gebetet hatte (2. Chr. 7,1ff): »die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus, sodass die Priester nicht ins Haus des HERRN hineingehen konnten, weil die Herrlichkeit des HERRN das Haus des HERRN füllte. Und alle Israeliten sahen das Feuer herabfallen und die Herrlichkeit des HERRN über dem Hause, und sie fielen auf ihre Knie mit dem Antlitz zur Erde aufs Pflaster und beteten an und dankten dem HERRN, dass er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewiglich währt.«
Dies sollten wir im Hinterkopf haben, wenn wir die Texte im Schlussteil des Jesajabuches lesen: Da gibt es Kritik an den »Hirten des Volkes«, den führenden Männern, die es eben schlecht geführt haben. Es gibt aber auch die Zusage Gottes, dass er »den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen« erquicken wird (Jes.57,15). Schließlich – nach viel Kritik am Volk, das so gar nicht in Recht und Gerechtigkeit gewandelt ist und sich nicht nach den Geboten Gottes gerichtet hat –, sagt Gott den Erlöser zu: Er wird die Dinge und das Volk zurecht bringen, er selbst.
»Aber für Zion wird ein Erlöser kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der HERR. Und dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht weichen noch von dem Mund deiner Kinder und Kindeskinder, spricht der HERR, von nun an bis in Ewigkeit.« (Jes.59,20f) – Direkt hieran schließt unser Monatsspruch für den Dezember an.
Die Völker (und das meint die heidnischen) werden wegen der strahlenden Herrlichkeit Gottes nach Jerusalem kommen (Völkerwallfahrt zum Zion). Die Völker bringen etwa Gold und Weihrauch mit; und da fällt uns, die wir die Weihnachtsberichte kennen von den Weisen, die dem Stern zur Krippe folgen, sofort ein, was sicher auch Matthäus in Erinnerung hatte.
Das Neue ist, dass Gott selbst Recht und Gerechtigkeit aufrichten wird; sie sind Auswirkungen seiner Herrlichkeit und die lässt er bei den Menschen wohnen. Wenn das in Jerusalem geschieht, dann wird die Zionsstadt zum Ort des Heils.
Als Christen glauben wir, dass es kein Zufall war, dass Jesu Leid und Auferstehung in Jerusalem passierte. Das hat dieser Stadt auch für uns eine besondere Heilsbedeutung zugewiesen: Gott selbst hat in seinem Sohn in die Geschichte eingegriffen; so trifft auch Jesaja 65,1 zu: »Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich!« – Das Neue ist: Gott selbst macht es gut, er lässt sich finden! Lasst uns ihn suchen!
Frank Weber