»Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.« Jesaja 11,6
Samstagmorgen, 9 Uhr. Ich sitze mit meiner dreijährigen Tochter auf dem Sofa und schaue ein Buch an. Ein Bibel-Wimmelbuch. Natürlich bleiben wir direkt auf der ersten Seite hängen – die Schöpfungsgeschichte. Hier gibt es so wunderbar viel zu entdecken, die unterschiedlichsten Tiere tummeln sich in der liebevoll gezeichneten Landschaft. »Wo sind denn die Löwen?« Zielsicher deutet meine Kleine auf die gemalten Tiere. (Ist nicht das erste Mal, dass wir diese Seite ausführlich studieren.) Direkt neben dem Löwenpaar grasen zwei Schafe. Weiter hinten hoppeln zwei Hasen unmittelbar neben friedlich dösenden Wölfen dahin. Wir entdecken viele weitere Tiere, alle in friedlicher Eintracht nebeneinander. Paradiesische Zustände.
Samstagabend, 20 Uhr. Ich sitze mit meinem Mann vorm Fernseher und wir schauen Nachrichten. Berichte von Krieg, von Hackerangriffen, Naturkatastrophen, explodierenden Energiekosten, Terror und Wahlbetrug. Mich überkommt eine Welle der Verzweiflung angesichts dieser Gewalt und Hoffnungslosigkeit.
Dann aber erinnere ich mich wieder an meinen Vorsatz: Aufsehen und festhalten.
Aufsehen heißt Wegsehen von dem Elend dieser Welt. Nicht im Sinne von Übersehen, Ignorieren, sondern den Blick heben, sich nicht gefangen nehmen lassen von der Angst und Hoffnungslosigkeit.
Und Festhalten an der Verheißung, die wir in Jesus haben: Auf uns wartet ein ewiges Reich des Friedens. Dieses Friedensreich findet seinen geschöpflichen Ausdruck auch in den Schilderungen Jesajas, wo Starke und Schwache vereint sind, wo es keine Jäger und Gejagten mehr gibt, wo nicht Angst und Schrecken sondern Frieden, Recht und Gerechtigkeit herrschen. Wolf und Lamm wohnen beieinander, Kalb und Löwe grasen Seite an Seite, ein kleines Kind kann sie leiten.
Diese hoffnungsmachende Zusage endgültigen Friedens galt schon damals dem Volk Israel, das unter der Gewaltherrschaft der Assyrer litt. Und sie hat bis heute Bestand. Daran erinnern wir uns besonders in den nächsten Wochen, deshalb feiern Weihnachten. Denn auch wenn wir jetzt vielleicht noch nichts von diesem Friedensreich erkennen können, wenn uns die Not der Welt zu überwältigen droht und die Sehnsucht nach Frieden noch nicht gestillt werden kann, vielleicht größer ist als zuvor: Gott hat schon längst seinen Friedensfürst in diese Welt geschickt. Jesus ist der Beginn einer Neu-Schöpfung, in der die »paradiesischen Zustände« von einst herrschen werden – und es wahrscheinlich doch noch ganz anders sein wird. Denn mit diesem Friedensreich ist Gottes Schöpfung erst vollendet und zum Ziel gekommen. Und wir dürfen ein Teil davon sein.
Mit diesem Wissen und dieser Hoffnung können wir selbst zum Friedensboten werden und ein Licht in die Dunkelheit der Welt tragen. In diesem Sinne wünsche ich euch eine friedvolle, gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
V. L.