zum Wochenspruch 6. Sonntag nach Trinitatis

»So spricht der HERR, der dich geschaf­fen hat, Jakob, und der dich gemacht hat, Isra­el: Fürch­te dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei dei­nem Namen geru­fen; du bist mein!« (Jesa­ja 43,1)

Die Situa­ti­on war nicht gut. Der zwei­te Teil des Pro­phe­ten­bu­ches Jesa­ja setzt die Exils­si­tua­ti­on vor­aus. Das Volk Juda ist nach Baby­lon ver­schleppt. Man dach­te, dass das nie hät­te pas­sie­ren kön­nen mit Gott an der Sei­te sei­nes Vol­kes. Aber es ist pas­siert. – Und lang­sam sehen eini­ge ein, dass es so hat kom­men müs­sen, weil das Volk längst weit von sei­nem Gott ent­fernt lebte.

In die­se Situa­ti­on hin­ein spricht der Pro­phet die Zusa­ge: Gott hat sein Volk nicht ver­ges­sen; er hat es viel­mehr gemacht und erlöst. Er meint es gut! Noch ist nicht alles aus…

Heu­te ken­nen wir als Grup­pen die Punks der 1980er Jah­re als Gene­ra­ti­on »no future« und vor weni­gen Jah­ren wur­den wir mit der »letz­ten Gene­ra­ti­on« kon­fron­tiert. Gemeint ist natür­lich, dass dies die letz­te Gene­ra­ti­on ist, die den Kli­ma­wan­del und Treib­haus­ef­fekt so auf­hal­ten kann, dass wir auf der Erde eine lebens­wer­te Zukunft haben können.

Die Her­aus­for­de­run­gen an uns als Men­schen und als Men­schen, die mit Gott leben, sind gewal­tig. Das waren sie auch damals im baby­lo­ni­schen Exil. Ruhi­ge Zei­ten sind etwas ganz ande­res. – Aber gera­de dann, wenn die Her­aus­for­de­run­gen groß sind, kommt es dar­auf an, dass wir die wich­ti­gen von den unwich­ti­gen Din­gen unter­schei­den. Die ande­ren Men­schen, die Soli­da­ri­tät, die kön­nen nie gleich­gül­tig sein, denn sie sind Got­tes gelieb­te Kin­der. – Und die Fra­ge danach, was Gott möch­te, dass wir es tun sol­len, ist unver­zicht­bar für unse­re (gelin­gen­de) Zukunft.

Wir sind und blei­ben als sei­ne Gegen­über gemacht. Nun kommt es dar­auf an, ent­spre­chend zu leben. Nah bei Gott – und nah bei den Menschen.

F.W.

zum Wochenspruch 5. Sonntag nach Trinitatis

»Aus Gna­de seid ihr geret­tet durch Glau­ben, und das nicht aus euch: Got­tes Gabe ist es.« (Ephe­ser 2,8)

Lie­be Geschwister,

oft mei­nen wir, dass wir etwas tun müss­ten. Wir hal­ten die Balan­ce der Freund­lich­kei­ten und Geschen­ke stets im Gleich­ge­wicht. Man­che möch­ten auch mit Gott so umge­hen: Tausch­ge­schäf­te: Gute Tat rein, Gebet rein, und Wunsch­er­fül­lung raus. Gott wie ein Kau­gum­mi­au­to­mat. Nicht allein dass das so nicht funk­tio­niert, weil Gott leben­dig ist. Es funk­tio­niert ja schon bei ande­ren Men­schen so nicht. Auch wenn ich ihnen Gutes tue oder freund­lich bin, wird das nicht immer erwi­dert. Bei Gott haben wir es mit einem Kate­go­rien­feh­ler zu tun:

Gott ist Gott und wir sind Men­schen, weder durch Opfer noch durch Taten lässt er sich beein­dru­cken. Und: Ret­tung kön­nen wir uns nicht ver­die­nen. Denn als Men­schen blei­ben wir unvoll­kom­men, und letzt­lich von Gott getrennt, denn das ist es, was Sün­de bedeutet.

Gna­de bedeu­tet, dass jeman­dem die Fol­ge einer Tat, etwa die Stra­fe, nicht zuge­rech­net wird.– Ja, wir brau­chen Gna­de, wir wären sonst ver­lo­ren. Und die­se Ret­tung bewir­ken nicht wir, son­dern Gott. Das ist tröst­lich, aber es fällt uns (die wir oft stolz sind) nicht leicht, das anzu­neh­men. So ganz ohne dass wir etwas dazu tun können.

Glau­be meint in die­sem Zusam­men­hang, dass wir uns dar­auf ein­las­sen, dass Jesus als der Chris­tus alles für uns Erfor­der­li­che längst getan hat, dass wir das nur noch anneh­men müs­sen und dar­aus dann leben. Als begna­dig­te Sün­der. Dazu ermu­ti­ge ich uns heute.

F.W.

zum Wochenspruch 4. Sonntag nach Trinitatis (23.06.2024)

»Einer tra­ge des ande­ren Last, so wer­det ihr das Gesetz Chris­ti erfül­len.« (Gala­ter 6,2)

Lie­be Geschwister,

als Men­schen und auch als Chris­ten­men­schen sind wir auf­ein­an­der ange­wie­sen, wir sind sozia­le Wesen. Als wir Kin­der waren, muss­ten unse­re Eltern für uns vie­le Ent­schei­dun­gen tref­fen, sich um uns küm­mern, uns versorgen.

In unse­rem Mit­ein­an­der als Erwach­se­ne leben wir arbeits­tei­lig, die eine ist Phy­sio­the­ra­peu­tin und wird drin­gend gebraucht. Ande­re ver­kau­fen uns, was wir zum Leben brau­chen, in der Bäche­rei, im Super­markt oder an Klei­dung. Man­che ver­ste­hen sich auf Hand­wer­ke. Es wird klar, wohin der Gedan­ke führt: Allein wäre vie­les sehr viel schwie­ri­ger. – Wenn wir älter wer­den, dann brau­chen die meis­ten Unter­stüt­zung, viel­leicht Pflege.

In der Gemein­de ist das nicht anders, man­che sind gute Zuhö­ren­de, mit­füh­len­de Seel­sor­gen­de, ande­re sind treu betend. Drit­te brin­gen ihre Gaben in der Kin­der­kir­che lie­be­voll und lebens­lang prä­gend ein. Jemand macht Musik, die ande­ren dient. Jemand predigt.

Und da sind wir bei unse­rem Wochen­spruch: Wir kön­nen die Las­ten der je ande­ren leich­ter machen, wenn wir sie beglei­ten und ent­las­ten. Manch­mal braucht es prak­ti­sche Unter­stüt­zung. Manch­mal ein offe­nes Ohr oder Herz. – Die Grund­vor­aus­set­zung für alles dies aber ist die Lie­be zu den ande­ren. Nur dann näm­lich wol­len wir für sie da sein. In den Fami­li­en ist das klar. Im Beruf braucht es schon »finan­zi­el­le Anrei­ze«, ohne Geld wür­de kei­ne Bäcke­rin Bro­te backen. – Und in der Gemein­de: Haben wir da die geschwis­ter­li­che Lie­be zuein­an­der, die uns antreibt, ein­an­der zu unter­stüt­zen? Ich den­ke, dass es, wenn wir von Got­tes Geist die ande­ren aufs Herz gelegt bekom­men, selbst­ver­ständ­lich wird, dass wir unse­re Gaben einbringen.

Lie­be Geschwis­ter, die Lie­be zuein­an­der bleibt ein Geschenk, aber eines, das wir auch wol­len dürfen.Dann näm­lich erfül­len wir das Gesetz Chris­ti: »Du sollst den Herrn, dei­nen Gott, lie­ben von gan­zem Her­zen, von gan­zer See­le und mit all dei­ner Kraft und dei­nem gan­zen Gemüt, und dei­nen Nächs­ten wie dich selbst« (Lukas 10,27)

F.W.

zum Wochenspruch 3. Sonntag nach Trinitatis (16.06.2024)

»Der Men­schen­sohn ist gekom­men, zu suchen und selig zu machen, was ver­lo­ren ist.« (Lukas 19,10)

Lie­be Geschwis­ter und lie­be Freun­din­nen und Freunde!

Mit die­ser Aus­sa­ge von Jesus endet die Geschich­te, als Jesus beim Zoll­ein­neh­mer Zachä­us zu Gast in des­sen Haus war.

Die theo­lo­gi­sche Eli­te der Pha­ri­sä­er hat­te sich wäh­rend­des­sen über Jesus mokiert und laut arti­ku­liert »bei einem aus­ge­mach­ten Sün­der ist die­ser Jesus eingekehrt!«

Ja, sie muss­ten von Jesus erst ein­mal ler­nen, dass er eben so gar nicht ihren gesell­schaft­li­chen Kon­ven­tio­nen ent­sprach. Aus ihrer Sicht ging das nun mal gar nicht: bei einem Zoll­ein­neh­mer zu Gast sein! Das war aus ihrer Sicht die unters­te gesell­schaft­li­che Schub­la­de; eben ein aus­ge­mach­ter Sün­der! Und dann sagt Jesus die­sen frap­pie­ren­den Satz, dass er eben gera­de die Ver­lo­re­nen suchen und erret­ten möchte.

Viel­leicht kann das für Dich und mich heu­te ein Ansporn sein, wenn wir mal einen Blick auf die Men­schen in unse­rem Umfeld wer­fen? Für wen kannst Du, für wen kann ich heu­te da sein? Wem kön­nen wir etwas von die­ser ret­ten­den und froh­ma­chen­den Bot­schaft von Jesus weitersagen?

Ich wün­sche uns dazu für die kom­men­de Zeit offe­ne Augen und Ohren!

E.M.

zum Wochenspruch 2. Sonntag nach Trinitatis (09.06.24)

»Kommt her zu mir, alle, die ihr müh­se­lig und bela­den seid; ich will euch erqui­cken.« (Mat­thä­us 11,28)

Lie­be Geschwis­ter und lie­be Freun­din­nen und Freunde!

Welch eine groß­ar­ti­ge Zusa­ge erhal­ten hier die Jün­ger von Jesus! Ich den­ke, die meis­ten Men­schen wer­den irgend­wann in ihrem Leben an einen Punkt kom­men, in wel­chem das Leben mühe­voll ist und die Sor­gen dann wie eine Last auf ihre See­le drücken.

Und genau in die­sen Momen­ten gilt für uns Chris­ten­men­schen die Zusa­ge von Jesus: Er selbst will uns erquicken!

Anders aus­ge­drückt könn­te das bedeu­ten: Er will uns die Last abneh­men und uns Ruhe und Frie­den in unser Herz schen­ken, wenn wir selbst nicht mehr kön­nen oder gar am Ver­zwei­feln sind. Wenn uns Angst und Sor­gen drü­cken, wenn uns Krank­heit quält oder wenn uns unse­re Zukunft im Augen­blick ganz düs­ter erscheint!

Ich wün­sche uns, dass wir die­se Zusa­ge von Jesus immer vor Augen haben, wenn uns die Sor­gen in unse­rem Leben mal wie­der erdrü­cken wollen.

E. M.