zum Wochenspruch: 1. Sonntag nach Epiphanias

»Wel­che der Geist Got­tes treibt, die sind Got­tes Kin­der.« (Römer 8,14)

Wie wird man Kind Got­tes? – Indem jemand zum Glau­ben kommt! – Aber wie kommt man denn zum Glau­ben? – Indem uns der Geist plau­si­bel macht, dass Jesus, der Sohn Got­tes, für die Schuld der Welt und somit auch für mei­ne gestor­ben ist und in der Auf­er­we­ckung vom Vater bestä­tigt wurde.

Dar­um geht es, lie­be Geschwis­ter: Nicht weni­ger als etwas ganz Grund­le­gen­des: Glau­ben kön­nen wir able­hen, wenn wir das nicht wol­len. Aber: Wir kön­nen ihn uns eben nicht erar­bei­ten. Es bleibt immer eine Wir­kung des Geis­tes Got­tes, wenn jemand zum Glau­ben gelangt. – Dann frei­lich ist es die Fahr­kar­te zum Him­mel, zu einem Leben auf der Erde und im Him­mel mit Gott. Ewi­ges Leben ist nicht in ers­ter Linie zeit­lich unbe­grenzt, das ist es auch. Es geht mehr um eine Qua­li­tät, um eine Eigen­schaft, die die Gren­zen unse­res mensch­li­chen Lebens, vom Klein­kind zum alten Men­schen sprengt: Wir sind, wenn wir vom Geist Got­tes den Glau­ben erhal­ten und ange­nom­men haben, Kin­der Got­tes. Als sol­che sind wir zuge­hö­rig zur »Gemein­schaft der Hei­li­gen«, zur Kir­che (und dies nicht im kon­fes­sio­nel­len Sin­ne, son­dern zur Kir­che aller Gläu­bi­gen in der Welt).

Wenn wir Got­tes Kin­der sind, dann sind wir auch sei­ne Erben. Das ist ein gro­ßes Vor­recht, dass wir sehr viel umfas­sen­der die Welt und die Men­schen sehen dür­fen, weil wir alles aus der gött­li­chen Per­spek­ti­ve sehen dür­fen. – Ich sprach von der Fahr­kar­te: Wich­tig für uns ist, dass wir die Fahr­kar­te zum Him­mel eben auch ein­set­zen. Eine Kar­te hilft nicht, wenn wir nicht in den Zug ein­stei­gen. Das meint die metho­dis­ti­sche Ent­de­ckung der Hei­li­gung, also der geleb­ten Nach­fol­ge. Denn Glau­be ist kein Sta­tus, nicht so etwas wie »ich habe einen deut­schen Pass«, son­dern ein: Ich lebe an jedem neu­en Tag mit Gott und bemü­he mich, mit mir selbst, mit den ande­ren und mit Gott ver­söhnt zu leben.

F.W.

zum Wochenspruch 1. Sonntag nach dem Christfest (29.12.2024)

»Wir sahen sei­ne Herr­lich­keit, eine Herr­lich­keit als des ein­ge­bo­re­nen Soh­nes vom Vater, vol­ler Gna­de und Wahr­heit.« (Johan­nes 1,14b)

Lie­be Geschwister,

die Macht und Hoheit, (Luther­bi­bel »Herr­lich­keit«), von der hier gespro­chen wird, die sah man bei Jesus erst spä­ter, nicht gleich nach der Geburt. Wir kom­men ja von Weih­nach­ten her. Als Jesus aber öffent­lich wirk­te, nach sei­ner Tau­fe durch Johan­nes, da mer­ken die Men­schen, die ihn erle­ben, wie Gott in und mit ihm wirk­te. Wie­der mit der Guten Nach­richt: »Got­tes gan­ze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet«.

Mer­ken wir das, wenn wir die Tex­te des Neu­en Tes­ta­ments lesen? – Oder lesen wir die wie ein Buch vol­ler Sagen oder Mär­chen? Viel­leicht lehr­reich, viel­leicht span­nend, aber doch weit weg von uns? Ich glau­be, dass wir bei­des brau­chen, damit wir die Tex­te recht erfas­sen kön­nen: Wir müs­sen als Chris­ten­men­schen in und aus der Bezie­hung mit ihm leben. Und: Wenn wir dann unser Neu­es Tes­ta­ment ken­nen, dann wer­den wir vie­les wie­der­erken­nen, das teils weit über das hin­aus­reicht, was wir selbst in unse­rem Leben mit Gott erle­ben. – Das Leben und das Lesen, sie müs­sen zusam­men­wir­ken und auf­ein­an­der bezo­gen werden.

Für man­che ist die Lek­tü­re bibli­scher Tex­te eine from­me Übung, die sie betrei­ben, ohne eigent­lich zu wis­sen wozu. – Das aber ist wenig. Die Tex­te lie­fern uns ja die Erfah­run­gen der frü­hen Chris­ten­heit, die sie mit ihrem Glau­ben, ihrer geleb­ten Nach­fol­ge gemacht haben.

Dar­an soll­ten wir anknü­fen, und dann besteht die gute Chan­ce, dass wir Got­tes Macht und Hoheit auch in unse­ren eige­nen Lebens­läu­fen sehen kön­nen: Zumin­dest im Rück­blick: Wie gut, dass es so gelau­fen ist. – Man­che spre­chen von Schutz­en­geln. Wir kön­nen auch spre­chen von Got­tes Güte und Treue. Als Chris­ten­men­schen wis­sen wir, wie gut es Gott mit uns meint.

Lasst uns dar­auf ein­mal ach­ten in der nächs­ten Zeit.

F.W.

zum Wochenspruch für 2. Advent

»Seht auf und erhebt eure Häup­ter, weil sich eure Erlö­sung naht.« (Lukas 21,28)

Lie­be Chris­ten­men­schen und andere,

wir leben in einer Zeit, in der die Ängs­te und Depres­sio­nen mehr wer­den. Eini­ge fürch­ten, dass ein drit­ter Welt­krieg kommt, ande­re bedrängt die Kli­ma­kri­se und die unvor­her­seh­ba­ren Fol­gen. Ob die Din­ge schlech­ter wer­den oder ob alles sich noch ein­mal zum Bes­se­ren wen­det, das mag ich gar nicht vor­aus­sa­gen. Unser Wochen­spruch zum 2. Advent jeden­falls steht direkt mit dem Kom­men des Men­schen­soh­nes (und zwar geht es ums Wie­der­kom­men zum Gericht) in Zusam­men­hang. Aus­drück­lich heißt es zuvor: »die Men­schen wer­den ver­ge­hen vor Furcht und in Erwar­tung der Din­ge, die kom­men sol­len über die gan­ze Erde; denn die Kräfts der Him­mel wer­den ins Wan­ken kommen.

Und dann folgt unser Vers: »Wenn aber dies anfängt zu gesche­hen, dann seht auf und erhebt eure Häup­ter, weil sich eure Erlö­sung naht.«

Anders gesagt: Wir, die wir Chris­tus erwar­ten, die wir damit rech­nen, dass Gott die­se Welt schließ­lich zu einem guten Ende brin­gen wird, sol­len mit unse­rer Erlö­sung rech­nen, und auf­bli­cken auf Gott. Das tun wir ja ohne­hin schon. Er wird alles gut machen.

Mir ist das in allem Schla­mas­sel der Welt­ge­schich­te ein gro­ßer Trost, dass Gott die Welt nicht aus der Hang gibt, son­dern dass er der Herr bleibt, der sich küm­mert. Ja, es gibt gro­ße Her­aus­for­de­run­gen, deren wir uns anneh­men müs­sen und sol­len. Aber: Das letz­te liegt nicht bei uns, son­dern – Gott-sei-Dank – bei ihm. Und wer das hofft und glaubt, die und der darf den Kopf auf­he­ben und sich sogar freu­en. – Auch das ist Advent.

F.W.

zum Wochenspruch 1. Advent 2024

»Sie­he, dein König kommt zu dir, ein Gerech­ter und ein Hel­fer.« (Sachar­ja 9,9b)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freunde,

fro­hes neu­es Jahr. Am 1. Advent beginnt das neue Kir­chen­jahr, was wir uns viel zu sel­ten bewusst machen. Advent, das bedeu­tet Ankunft, und unser Wochen­sprucht gibt eine Anto­wrt auf die Fra­ge, wer da eigent­lich kommt. – Der, der kommt, das ist der König der Welt, der Gesand­te Got­tes, letzt­lich der Mes­si­as, den der alt­tes­ta­ment­li­che Pro­phet Sachar­ja ver­heißt. Die­se pro­phe­ti­sche Vor­her­sa­ge wird aufs Engs­te mit der Stadt Jeru­sa­lem als Toch­ter Zion verknüpft.

Das War­ten ver­bin­det dabei jüdi­sche und Chris­ten­men­schen: Die einen War­ten, dass der Mes­si­as kom­men möge, wir ande­ren war­ten dar­auf, dass er wie­der­kom­men möge. – Und: Gerech­te Köni­ge sind eher sel­ten; das mer­ken wir spä­tes­tens, wenn wir in die Kön­gis­bü­cher schau­en. – Bei heu­ti­gen Poli­ti­kern sieht es nicht bes­ser aus. Die meis­ten Mäch­ti­gen miss­brau­chen ihre Macht, kaum dass sie die­se haben für eige­ne Zwe­cke. Ein Gerech­ter und ein Hel­fer, das ist ja jemand, der denen hilft, die beson­ders auf Hil­fe ange­wie­sen sind, die sich also nicht selbst hel­fen kön­nen. Wenn die­ser Mes­si­as dann noch gerecht ist, dann ist es qua­si eine Idealbesetzung.

Für uns als Chris­ten­men­schen ist deut­lich, wie dies hier auf Jesus passt. – Der alt­tes­ta­ment­li­che Gedan­ke für den Mes­si­as ist jeden­falls: Es sind nicht die Men­schen, die plötz­lich bes­ser wür­den, son­dern es ist Got­tes Ein­grei­fen, das alles zum guten Ende bringt. – Und dar­auf lasst uns im Advent war­ten, gern auch mit den jüdi­schen Men­schen, die ja auch hof­fen, dass Gott alles zurecht brin­gen wer­de, wenn der Mes­si­as kommt.

F.W.

zum Wochenspruch »Ewigkeitssonntag«

»Lasst eure Len­den umgür­tet sein und eure Lich­ter bren­nen…« (Lukas 12,35)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freunde,

einer­seits ein selt­sa­mer Vers: Was soll das denn? Wir sol­len die Klei­dung anbe­hal­ten, das Ober­ge­wand mit dem Gür­tel befes­tigt und die Lich­ter bren­nen? Wozu? Ener­gie-Spa­ren ist ange­sagt, nichts mit Bren­nen­las­sen der Lich­ter. Und: War­um soll man den Gür­tel anbe­hal­ten? – Es geht ums War­ten auf das Kom­men des Herrn. Wir glau­ben ja, dass Chris­tus wie­der­kom­men wird. Und man­che machen es sich in der Zwi­schen­zeit zu bequem. Gehen schla­fen, las­sen sich auf die Din­ge der Welt zu sehr ein.

Sicher: Wenn es heu­te Chris­ten gibt, dann weil sich die meis­ten Chris­ten ein gutes Stück weit auf die Din­ge der Welt ein­ge­las­sen haben. Wir küm­mern uns um die Ren­te und um die Kin­der. gut so. Die meis­ten erwar­ten Chris­ti Wie­der­kunft nicht mor­gen. – Und den­noch: Wenn wir wüss­ten, wann ein Dieb kommt, dann wäre es nicht über­ra­schend. Tat­sa­che ist aber, dann wir nicht wis­sen, wann es so weit ist. Und das gilt glei­cher­ma­ßen für Die­be wie für den Tag der Wie­der­kunft Chris­ti. Bei­des kommt plötz­lich und überraschend.

Jetzt, am Ewig­keits­sonn­tag, soll­ten wir auch an unser eige­nes Leben den­ken. In so vie­len Ster­be­an­zei­gen steht »plötz­lich und uner­war­tet«. Wir tun gut dar­an, wenn wir so leben, dass es an jedem Tag der letz­te sein kann. Dass wir mit Gott und den Men­schen aus­ge­söhnt sind. Und dass wir nichts vor uns her­schie­ben, was wir unbe­dingt erle­digt haben wol­len. – Und damit mei­ne ich nicht die Steuererklärung.

Bezie­hun­gen aber, gera­de unser Ver­hält­nis zu Gott, die soll­ten wir pfle­gen und intakt hal­ten. Jeder­zeit, die Pfad­fin­der sagen: all­zeit bereit. Denn wir wis­sen nicht allein nicht, wann Chris­tus wie­der­kommt, wir wis­sen eben­so­we­nig, wann unser irdi­sches Leben zu sei­nem Schluss kommt. Das Ende des Kir­chen­jah­res (am Ewig­keits­sonn­tag) und dann das neue Kir­chen­jahr ab 1. Advent ist eine gute Zeit für den geist­li­chen Haus­putz »zwi­schen den Jahren«.

F. W.

zum Wochenspruch drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

»Selig sind, die Frie­den stif­ten; denn sie wer­den Got­tes Kin­der hei­ßen.« (Mat­thä­us 5,9)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freun­din­nen und Freunde,

Frie­dens­stif­ten­de, die braucht die Welt. Beson­ders weil es so vie­le gibt, die Ver­söh­nung nicht beför­dern. Zor­nig zu sein, Wut­bür­ger, das ist es im Klei­nen, was in der gro­ßen Welt zu Krie­gen führt. Gefühlt wird es in der Welt nicht gera­de bes­ser. Die Regie­rungs­ko­ali­ti­on ist zer­bro­chen. In den USA ist Hr. Trump gewählt. Die Kon­flik­te in der Welt wer­den gefühlt mehr, viel­leicht liegt es dar­an, dass wir von so viel mehr Kon­flik­ten hören und sehen.

Wir seh­nen uns nach fried­li­chem Leben. Nach einem Leben ohne Feind­schaf­ten, aber auch ohne Man­gel. Wenn im Neu­en Tes­ta­ment Jesus die Berg­pre­digt mit den Selig­prei­sun­gen beginnt, dann geht es einer­seits um Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, und ande­rer­seits wird alles, was in der Welt so gilt, auf den Kopf gestellt. Er preist die glück­lich, die trau­ern, die fried­fer­tig sind, die barm­her­zig sind. Die Selig­prei­sun­gen enden mit dem Bezug zu den Jün­gern, denn – so mei­ne ich – die meint er zuerst. Sie sind mit ihm jetzt unter­wegs, und das führt dazu, dass ande­re sie schmä­hen (wer­den): Beson­ders bezieht sich das auch auf die Zeit, wenn die Jün­ger nach Him­mel­fahrt zu Boten des Rei­ches Got­tes werden.

Die­ses Reich bedeu­tet Frie­den zu stif­ten, denn es geht beim Evan­ge­li­um ja genau dar­um: Um ver­söhn­tes Leben zwi­schen Men­schen und Gott, was Gott den Men­schen anbie­tet. Er befä­higt so die Jün­ger, die zu Apos­teln wur­den, und uns heu­te, Frie­den zu stif­ten. Wir kön­nen, wenn wir mit Gott ver­söhnt sind, auch mit ande­ren ver­söhnt leben. Dann braucht es kei­ne Gewalt, kei­nen Konflikt.

Die Berg­pre­digt steht bei man­chen real­po­li­tisch den­ke­nen Men­schen in dem Ruf: Damit kann man kei­ne Poli­tik machen, mit dem Hin­hal­ten der ande­ren Wan­ge, mit die­ser Art von Fein­des­lie­be und Sanft­mut. – Ich behaup­te: Es ist umge­kehrt. Mit zor­ni­gen und selbst­süch­ti­gen Vor­stel­lun­gen, mit Hass auf Frem­de und ande­re, mit Lieb­lo­sig­keit: Damit kann man kei­ne Poli­tik machen. Zumin­dest kei­ne, die den Men­schen dient.

Poli­tik machen Men­schen, die die Macht haben. Und das sind die, die gestal­ten kön­nen. Nur dann, wenn die­se die Bedür­fi­gen und Macht­lo­sen in den Blick neh­men, kann es zu einer ech­ten Ver­söh­nung in der Welt kom­men. Wer das sind, die­se Macht­lo­sen? Genau die Grup­pen, die schon die alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­ten erwäh­nen: Wit­wen und Wai­sen zum Bei­spiel, Frem­de, die bei uns leben.

Wer Gott ach­tet und liebt, der bemüht sich, dass alle in Wür­de leben kön­nen. Das bedeu­tet nicht, dass alle gol­de­ne Was­ser­häh­ne haben müs­sen, aber zumin­dest Nah­rung, Klei­dung, Woh­nung usw. Und inso­fern ist jeder Staats­haus­halt ein mora­li­sches Bekennt­nis. – Auch die natür­li­chen Res­sour­cen sind dabei wich­tig: Wenn wir mit unse­rem Müll die Mee­re schä­di­gen, mit unse­rem Ener­gie­hun­ger die Welt der Enkel zu einem Treib­haus machen, dann ist das kein Tun, das Frie­den stiftet.

War­um kön­nen und dür­fen wir so an die ande­ren den­ken, uns selbst zurück neh­men und nach dem Mit­ein­an­der suchen? Weil wir erlebt haben, dass Gott in sei­nem Sohn die­se Ver­söh­nung zu uns gebracht hat, dass er den ers­ten Schritt bereits getan hat und die Welt als gute Schöp­fung seit lan­ger Zeit erhält in einem labi­len Gleich­ge­wicht, das wir ach­ten sollten.

F.W.

zum Wochenspruch 23. Sonntag nach Trinitatis

»Dem König aller Köni­ge und Her­ren aller Her­ren, der allein Unsterb­lich­keit hat, dem sei Ehre und ewi­ge Macht.« (1. Timo­theus 6,15b.16a.c)

Lie­be Lesende,
unser Wochen­spruch steht am Ende des ers­ten Brie­fes an Timo­theus. Der Brief­schrei­ber schärft dem Emp­fän­ger man­ches ein, Irr­leh­rer soll er abwei­sen, auf Wort­ge­fech­te soll er sich nicht ein­las­sen. Fröm­mig­keit und Genüg­sam­keit soll der als jün­ge­rer Jün­ger vor­ge­stell­te Timo­theus bewah­ren. Er soll den guten Kampf des Glau­bens kämp­fen. Es geht ums Dran­blei­ben, auch an dem Bekennt­nis, das der Timo­theus vor vie­len Zeu­gen bekannt hat und wozu er beru­fen ist.

Timo­theus soll Gebot unta­de­lig und unbe­fleckt bewah­ren bis zur Erschei­nung Jesu Chris­ti. – Und da, an die­ser Stel­le im Text setzt unser Wochen­spruch fort: Jesus Chris­tus selbst wird, wenn er wie­der­kommt, als König aller Köni­ge wie­der­kom­men – und als Herr aller Her­ren. In der Auf­er­we­ckung hat er allein sei­ne Unsterb­lich­keit erwiesen.

Der Brief­schrei­ber rät also dem jün­ge­ren Emp­fän­ger zum Fest­hal­ten am Glau­ben und an der Nähe zu Chris­tus. – Sicher, das ist schon lan­ge her. Aber: Noch ist ja Chris­tus nicht wie­der gekom­men, und inso­fern ist der Rat heu­te noch ganz aktu­ell. Wir kön­nen nur war­ten, aber die­ses War­ten kön­nen, ja, wir müs­sen, es gestal­ten. In der Zwi­schen­zeit zwi­schen der Abfas­sung die­ses Brie­fes ist die Kir­chen­ge­schich­te weit fortgeschritten.

Es gab gute und segens­rei­che Pha­sen, aber auch sol­che, die es bes­ser nicht gege­ben hät­te: etwa die Kreuz­zü­ge und die Inqui­si­ti­on. – Gera­de haben wir den Refor­ma­ti­ons­tag began­gen, wobei wir an die The­sen Luthers den­ken. Er woll­te ger­ne eine Reform der Kir­che an Haupt und Gliedern.

Viel hat sich seit­her getan, unse­re Kir­che wur­de gegrün­det und hat viel Segen und Glau­ben aber auch man­che Ver­let­zun­gen und Ver­druss gebracht. Die Auf­for­de­rung, an Jesus und an unse­rem Bekennt­nis dran zu blei­ben, sie gilt auch uns heute.

F.W.

zum Wochenspruch 22. Sonntag nach Trinitatis

»Bei dir ist die Ver­ge­bung, dass man dich fürch­te.« Psalm 130,4

Lie­be Lesende,

auf den ers­ten Blick hin klingt der Vers aus Psalm 130 fast unver­ständ­lich. Was soll denn Ver­ge­bung mit Furcht zu tun haben? Mir hilft hier der Vers voher wei­ter: Da steht: »Wenn du, HERR, Sün­den anrech­nen willst – Herr, wer wird bestehen? Und dann geht es wei­ter mit unse­rem Vers: »Für­wahr: Bei Dir ist die Ver­ge­bung, dass man dich fürch­te.« Wenn jemand mäch­tig ist, ist das eines, wenn er dann auch noch groß­zü­gig ist und ver­ge­bungs­be­reit, dann ist dies ein Aus­druck sei­ner Grö­ße. – Die Basis­bi­bel betont statt der Furcht die Ehr­furcht vor Gott, sie über­setzt: »Doch bei dir liegt die Kraft der Ver­ge­bung. /​Dafür begeg­net man dir mit Ehrfurcht.«

Wir sehen vor allem in Jesus die zuge­wand­te Sei­te Got­tes, die lie­be­vol­le und mensch­li­che. Und es ist gut so, denn wie anders als durch Got­tes Selbst­of­fen­ba­rung in sei­nem Sohn soll­ten wir ihn ver­ste­hen und sehen kön­nen. Und ande­rer­seits wird Gott man­ches­mal klein gemacht und klein gedacht, wenn wir sei­ne Macht und Herr­lich­keit, sei­ne Grö­ße und auch den Abstand zwi­schen uns als Geschöp­fen und dem Schöp­fer übersehen.

Der Psalm­be­ter war­tet auf Gott und sein Wort. Sei­ne See­le, sein Inne­res, war­tet auf Gott mehr als die Wäch­ter auf den Mor­gen – eben als das Ende ihrer Nacht­schicht. Für den Beter ist es aber nicht allein das Ende sei­ner Nacht(schicht). Der Blick reicht viel wei­ter: »Har­re, Isra­el, auf den HERRN! Denn bei dem HERRN ist die Güte, und viel Erlö­sung ist bei ihm. – Und er wird Isra­el erlö­sen von allen sei­nen Unge­rech­tig­kei­ten.« (So mit Vers 7 und 8.)

Sicher, dass dies ein­trat, das war aus dem Blick des Psalm­be­ters noch weit in der Zukunft. Wie gut, dass wir Got­tes neu­en Bund, mit dem er in sei­nem Chris­tus alle, auch Isra­el, erlöst hat. Jetzt kommt es dar­auf an, dies wie der Psalm­be­ter zu erwar­ten (»har­ren«), und anzunehmen.

F. W.

zum Wochenspruch 21. Sonntag nach Trinitatis

»Lass dich nicht vom Bösen über­win­den, son­dern über­win­de das Böse mit Gutem.« (Römer 12,21)

Lie­be Geschwis­ter, lie­be Freunde,
Bos­heit ist so ein­fach. Daher gibt es so viel Böses und auch so vie­le Böse in der Welt. Wenn wir uns den Umgang in Poli­tik oder Wirt­schaft anse­hen, so ist der Gedan­ke nicht fern­lie­gend, dass die Geset­ze not­wen­dig sind, um wil­de Tie­re im Zaum zu hal­ten. – Rück­sicht, Acht­sam­keit und Lie­be sind sel­ten außer­halb des engs­ten per­sön­li­chen Umfelds. Leider.

Wenn wir als von Got­tes Geist begeis­ter­te Chris­ten­men­schen leben, dann kön­nen, ja dann sol­len und müs­sen wir m.E. anders leben. Denn wir wis­sen ja, dass Gott auch die ande­ren gemacht hat und liebt. Wenn wir jeman­dem die Gute Nach­richt brin­gen möch­ten, dann geht das nur, wenn wir anders leben als das so für »Welt­men­schen« üblich ist. – Und: Wir kön­nen anders leben, weil wir ja nicht selbst unse­re Zie­le ver­fol­gen müs­sen. Wir brau­chen nicht mehr zu fürch­ten, dass wir über­all zu kurz kom­men könnten.

Alles, was wir brau­chen, haben wir. Wir dür­fen leben in Gemein­schaft mit Gott, dem Schöp­fer der Welt, mit Jesus, der um der Men­schen wil­len selbst Mensch gewor­den ist. – Das wis­sen wir durch den Geist Got­tes, der es uns gezeigt hat.

Dar­um und daher kön­nen und dür­fen wir anders leben, ohne Bos­hei­ten. Wir dür­fen viel­mehr in allen Berei­chen unse­res Lebens anders leben, auch wenn uns das nicht immer leicht fällt. Wir dür­fen das Böse (bei ande­ren, aber auch in uns selbst) mit dem Guten überwinden.

F.W.

zum Wochenspruch für Erntedank 2024

»Aller Augen war­ten auf dich, und du gibst ihnen ihre Spei­se zur rech­ten Zeit.« (Psalm 145,15)

Lie­be Gemein­de, lie­be Lese­rin­nen und Leser,

wenn wir war­ten, dann kann das eine freu­di­ge Span­nung sein, etwa wie Eltern, die sich auf ihr ers­tes Kind freu­en und war­ten, dass es schließ­lich, nach neun Mona­ten Erwar­tung, kom­men möge. Es kann aber auch so ein War­ten sein wie bei denen, die eine schlech­te Dia­gno­se von ihrer Ärz­tin erwar­ten. Und das ist ein bedroh­li­ches Abwarten.

Der Psalm­be­ter stellt fest, dass alle (aller Augen) auf Gott war­ten, und er ihnen gibt, wor­auf sie war­ten und was sie erwar­ten. Gott ver­trös­tet nicht. – Da muss ich inne­hal­ten. Ich den­ke an uns. Heu­te war­tet kaum noch jemand auf Gott. Und die Wie­der­kunft Chris­ti lässt nun schon fast 2.000 Jah­re lang auf sich war­ten. Die frü­hen Chris­ten hat­ten ja damit gerech­net, dass Chris­tus zu ihren Leb­zei­ten wie­der­kom­men wür­de. Im 1. Korin­ther­brief muss Pau­lus eini­ges schrei­ben, um die zu beru­hi­gen, die sich dies­be­züg­lich sorgen.

Der Psalm­be­ter, und wohl alle, die Erfah­run­gen mit Gott haben und machen, mer­ken und wis­sen, dass er oft anders ein­greift, als wir uns das den­ken, dass er aber immer han­delt. Das beschreibt der Psalm­be­ter auch in den ande­ren Ver­sen die­ses Psalms. Im Hebräi­schen begin­nen die Ver­se in der Rei­hen­fol­ge des Aleph­Beths (sozu­sa­gen das hebräi­sche Alpha­bets) mit den Buch­sta­ben A‑B-C. Das erleich­tert auch ein Aus­wen­dig­ler­nen die­ses Psalms. Und das ist sicher emp­feh­lens­wert, denn die­ser Psalm ist ein außer­ge­wöhn­li­ches Lob Got­tes. Der Beter ist sich bewusst, wie gut und groß Gott ist, und wie sehr er den­noch uns Men­schen im Blick hat. – Er gibt allen ihre Spei­se zur rech­ten Zeit. »Mensch und Tier«, wie die Basis­bi­bel das »aller Augen« über­setzt. Es geht um alle Lebe­we­sen, die nicht nur von Gott geschaf­fen wur­den, son­dern die eben auch von ihm erha­len und ver­sorgt wer­den, täg­lich neu.

Inso­fern kann ich mir kaum einen bes­se­ren Wochen­spruch für Ern­te­dank vor­stel­len. – Ich möch­te mir bewusst machen und dar­auf ach­ten, wie Gott mich ver­sorgt, aber auch uns als Gemein­den. Ich bin über­zeugt davon, dass die­se Auf­merk­sam­keit auf Got­tes Tun auch bei mir uns uns zu einer neu­en Dank­bar­keit füh­ren wird. Das tut mir gut – und viel­leicht auch anderen?

F.W.