»Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.« Psalm 130,4
Liebe Lesende,
auf den ersten Blick hin klingt der Vers aus Psalm 130 fast unverständlich. Was soll denn Vergebung mit Furcht zu tun haben? Mir hilft hier der Vers voher weiter: Da steht: »Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen? Und dann geht es weiter mit unserem Vers: »Fürwahr: Bei Dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.« Wenn jemand mächtig ist, ist das eines, wenn er dann auch noch großzügig ist und vergebungsbereit, dann ist dies ein Ausdruck seiner Größe. – Die Basisbibel betont statt der Furcht die Ehrfurcht vor Gott, sie übersetzt: »Doch bei dir liegt die Kraft der Vergebung. /Dafür begegnet man dir mit Ehrfurcht.«
Wir sehen vor allem in Jesus die zugewandte Seite Gottes, die liebevolle und menschliche. Und es ist gut so, denn wie anders als durch Gottes Selbstoffenbarung in seinem Sohn sollten wir ihn verstehen und sehen können. Und andererseits wird Gott manchesmal klein gemacht und klein gedacht, wenn wir seine Macht und Herrlichkeit, seine Größe und auch den Abstand zwischen uns als Geschöpfen und dem Schöpfer übersehen.
Der Psalmbeter wartet auf Gott und sein Wort. Seine Seele, sein Inneres, wartet auf Gott mehr als die Wächter auf den Morgen – eben als das Ende ihrer Nachtschicht. Für den Beter ist es aber nicht allein das Ende seiner Nacht(schicht). Der Blick reicht viel weiter: »Harre, Israel, auf den HERRN! Denn bei dem HERRN ist die Güte, und viel Erlösung ist bei ihm. – Und er wird Israel erlösen von allen seinen Ungerechtigkeiten.« (So mit Vers 7 und 8.)
Sicher, dass dies eintrat, das war aus dem Blick des Psalmbeters noch weit in der Zukunft. Wie gut, dass wir Gottes neuen Bund, mit dem er in seinem Christus alle, auch Israel, erlöst hat. Jetzt kommt es darauf an, dies wie der Psalmbeter zu erwarten (»harren«), und anzunehmen.
F. W.