nachgedacht zum Monatsspruch September 2024

»Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der fer­ne ist?« Jere­mia 23,23 (L)

Der Pro­phet Jere­mia bekam von Gott den Auf­trag zu den Israe­li­ten zu spre­chen, als das Volk sich von Gott abge­wandt hat­te und ande­ren Göt­zen und Göt­tern ver­trau­te und ihn und sei­ne Leh­ren ver­las­sen hat­te. Gott macht unmiss­ver­ständ­lich klar, dass die­ses Ver­hal­ten Kon­se­quen­zen nach sich zieht und legt Jere­mia ent­spre­chen­de Wor­te in den Mund.

Jere­mia klagt dar­über, dass fal­sche Pro­phe­ten die Men­schen eher von Gott weg­brin­gen als zu ihm hin. Anstatt ihnen Got­tes Gebo­te vor­zu­hal­ten und sie zur Umkehr auf­zu­ru­fen, schmei­chel­ten sie ihnen und bestärk­ten sie auf ihren fal­schen Wegen. Dabei wieg­ten sie sich in fal­scher Sicher­heit. Sie mein­ten, Gott wür­de das ein­fach so hin­neh­men. Aber da mel­de­te sich Gott durch Jere­mia, sei­nen wah­ren Pro­phe­ten, zu Wort und sagte:

»Ich bin nicht der nahe Gott, über den ihr ver­fü­gen könnt, ich bin der fer­ne Gott, der über euch ver­fügt. Nie­mand kann sich so gut ver­ste­cken, dass ich ihn nicht doch ent­de­cken wür­de. Es gibt kei­nen Ort im Him­mel und auf der Erde, an dem ich nicht wäre!«

Gott hat­te uns Men­schen Gren­zen auf­ge­zeigt. Er sagt sinn­ge­mäß: bis hier­her und nicht wei­ter. Gott zeigt uns die Kon­se­quen­zen auf. Gott ist nahe und als naher Gott ist er ein Gott der Lie­be und ein Gott, der die Furcht ver­trei­ben will, ein Gott, der mei­ne Furcht ver­trei­ben will. Er ist mir nahe in den Men­schen um mich her­um, in dem guten und manch­mal viel­leicht auch dem har­ten Wort, das mir nahe­ge­bracht wird.

Gleich­zei­tig ist er aber auch ein nicht greif­ba­rer, eben nicht ver­füg­ba­rer Gott, einer, der wie ein Feu­er wütet und wie ein Ham­mer, der Fel­sen zer­schlägt. Es ist die Unnah­bar­keit Got­tes, die Unver­füg­bar­keit und auch die Unbe­re­chen­bar­keit, die wir manch­mal im Leben spü­ren und die uns auch manch­mal Schmer­zen macht, auch tie­fe Schmerzen.

Für man­che erschließt sich Gott gera­de in schwie­ri­gen Lebens­si­tua­tio­nen, gera­de dann wird Gott erfahr­bar. Aber für vie­le wird er im Leid zum Pro­blem, sein freund­li­ches Gesicht ver­schwin­det. Nähe und Distanz: Auch unse­re Bezie­hung zu Gott ist offen­bar von die­sem Gegen­satz bestimmt. Bei­des gehört zusam­men, Gott ist ein Gott, der nah ist und fern sein kann.

Ver­mut­lich kennt jeder von uns sol­che Momen­te, in denen Gott fern und dun­kel ist. Die­se Span­nung müs­sen wir aus­hal­ten in einem lebens­lan­gen Lern­pro­zess. In unse­rer Zunei­gung für den freund­li­chen Gott dür­fen wir die dunk­le Sei­te nicht aus­blen­den, aber ver­su­chen, den freund­li­chen Gott nicht zu ver­lie­ren, wenn es schwer wird im Leben.

Die Bot­schaft der Bibel ist nicht nur der Zuspruch der Lie­be und Gna­de Got­tes, son­dern auch der Anspruch Got­tes auf unser gan­zes Leben.

S. Schü­ring