»Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!« (Tobit 4,8)
Neben vielen anderen Ratschlägen, die der zum Sterben bereite Tobit seinem Sohn Tobias mit auf dem Weg geben wollte, war auch der Satz zum Almosen. Die Geschichten von Tobit stehen in den Spätschriften des Alten Testaments und werden in der Lutherbibel ›Apokryphen‹ genannt, sind aber nicht in jeder Ausgabe zu finden. Sie berichten von einem Mann, der ganz nach dem jüdischen Gesetz im 8.Jahrhundert v. Chr. in Ninive, der Hauptstadt von Assur, lebte.
Almosen hört sich irgendwie nach dem Kleingeld in unseren Taschen an, das wir gerne bereit sind abzugeben. Aber das ist hier nicht gemeint. Tobias soll mit allem was er hat, Barmherzigkeit üben und Gutes tun. Nicht nur das Materielle ist gemeint, sondern auch der persönliche Einsatz. Dieser Ratschlag gilt uns heute auch. Was immer uns möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend sollen wir abgeben! Aber wenn uns nur wenig möglich ist, müssen wir uns nicht fürchten, aus dem Wenigen zu geben! Aus dem Vollen etwas für andere abschöpfen, das müsste doch eigentlich einfach sein. Wir sollten Gott dankbar sein für alles, was wir haben, und das Erreichte nicht nur unserem eigenen Verdienst zuschreiben. Auch das Wenige ist mehr als nichts, und wer überhaupt etwas geben kann, ist immer noch reich genug. Aus Dankbarkeit heraus gibt es sich nämlich leicht. Niemand von uns sollte seine jetzige Lebenssituation als selbstverständlich hinnehmen.
Tobit spricht in seinen Mahnungen die Weisheit eines Lebens aus, das durch die Verbundenheit mit dem lebendigen Gott geprägt ist. Er zeigt sich uns als ein Mensch, der das ganze Leben mit den Augen Gottes zu sehen versteht. Für den Gott nicht irgendwo auf den Menschen wartet, sondern die Nähe wie die Ferne zu Gott sich mitten in seinem Leben abspielt. Der alte Tobit wusste, was ein Leben aus Gott bedeutet: Das Gute, das ich habe, muss ich weiterschenken. Ob es viel ist, oder ob es wenig ist. Und das ein Leben aus Gott bedeutet: Mich selbst und die anderen zu achten und das wir unsere Mitmenschen nicht geringschätzen, sondern wir sollen im Vertrauen auf Gott Gerechtigkeit tun und Almosen geben.
S. Sch.