zum Wochenspruch für Epiphanias (06.01.2025)

»Die Fins­ter­nis ver­geht und das wah­re Licht scheint schon.« (1. Johan­nes 2,8b)

Weil Jesus der Chris­tus ist, ist er das Licht Got­tes. In die­sem Licht stellt sich die gesam­te geschaf­fe­ne Welt auf neue Wei­se dar: Wir sehen, was wir vor­her nicht gese­hen haben. Näm­lich wie Gott die Din­ge und uns selbst gedacht hat. In die­sem Licht sehen wir über uns selbst hin­aus. Wir erken­nen Got­tes guten Plan mit allen Din­gen und Geschöpfen.

Wenn wir also auf rech­te Wei­se schau­en, dann wer­den wir selbst mil­de und ver­söhnt mit den ande­ren und mit der Schöp­fung. Es wird dann qua­si unmög­lich den Nächs­ten zu has­sen, weil Gott die­sen Nächs­ten liebt. Es liegt also nicht allen dar­an, dass wir rich­tig hin­se­hen, son­dern: Unser Hin­se­hen und Got­tes Licht zusam­men, sie wol­len unse­re Wahr­neh­mung prägen.

Got­tes­er­schei­nun­gen, Engel usw. sind oft am Licht erkenn­bar, das mit ihnen kommt. Also die Hir­ten auf dem Feld von der Geburt im Stall hören, da heißt es »und die Klar­heit des Herrn leuch­te­te um sie.« Eben­so bei der Ver­klä­rung Jesu und zahl­rei­chen wei­te­ren Anlässen.

Wir selbst sol­len unser Licht leuch­ten las­sen vor den Men­schen und eben nicht unter einen Schef­fel stel­len. – Und dies alles wird mög­licht, weil Gott selbst in sei­nem Sohn Mensch gewor­den ist.

F.W.

nachgedacht zum Monatsspruch Januar 2025

»Jesus Chris­tus spricht: Liebt eure Fein­de; tut denen Gutes, die euch has­sen! Seg­net die, die euch ver­flu­chen; betet für die, die euch beschimp­fen!« (Lukas 6,27 – 28)

Ein­an­der etwas heim­zu­zah­len, das ist unter Men­schen üblich. Es schallt so zurück, wie man hin­ein­ruft. – Und eben die­ses Modell scheint Jesus durch­bre­chen zu wol­len. Die Ket­te der Gewalt, die so leicht eska­lie­ren kann, hat­te schon alt­test­ment­li­che ius tali­o­nis (maß­vol­le Ver­gel­tung statt Eska­la­ti­on), das Auge um Auge, Zahn um Zahn, zu durch­bre­chen ver­sucht. – Dass wir aber unse­re Fein­de lie­ben sol­len, und denen Gutes tun, die uns alles ande­re tun möch­ten, so sie nur kön­nen, das ist wirk­lich neu.

Und: Es geht nicht ums Tun allein, son­dern es beginnt bereits vor­her, beim Reden und beim Den­ken. Wenn wir für ande­re beten, ist das gut. Wenn wir das aber nur für unse­re Lie­ben tun, ist es zu wenig. Alle brau­chen Gott, alle brau­chen Segen. Und viel­leicht ist die­ser Segen, die­ses Gebet es, dass Men­schen ver­än­dert, so dass sie sich zu ändern in die Lage kom­men. Ände­run­gen sind nie ein­fach. Und: Was uns nicht leicht fällt, war­um soll­ten ande­re das schaf­fen? Wir sind ja mit Chris­tus auf unse­rer Sei­te in einer bes­se­ren Posi­ti­on. Wenn wir im Janu­ar 2025 einen Neu­jahrs­vor­satz fas­sen möch­ten, war­um nicht den, die Fein­des­lie­be ein­zu­üben, wo es geht und so weit es geht?

Ein gutes neu­es Jahr 2025 Ihnen, Euch und uns allen.

F.W.

zum Wochenspruch 1. Sonntag nach dem Christfest (29.12.2024)

»Wir sahen sei­ne Herr­lich­keit, eine Herr­lich­keit als des ein­ge­bo­re­nen Soh­nes vom Vater, vol­ler Gna­de und Wahr­heit.« (Johan­nes 1,14b)

Lie­be Geschwister,

die Macht und Hoheit, (Luther­bi­bel »Herr­lich­keit«), von der hier gespro­chen wird, die sah man bei Jesus erst spä­ter, nicht gleich nach der Geburt. Wir kom­men ja von Weih­nach­ten her. Als Jesus aber öffent­lich wirk­te, nach sei­ner Tau­fe durch Johan­nes, da mer­ken die Men­schen, die ihn erle­ben, wie Gott in und mit ihm wirk­te. Wie­der mit der Guten Nach­richt: »Got­tes gan­ze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet«.

Mer­ken wir das, wenn wir die Tex­te des Neu­en Tes­ta­ments lesen? – Oder lesen wir die wie ein Buch vol­ler Sagen oder Mär­chen? Viel­leicht lehr­reich, viel­leicht span­nend, aber doch weit weg von uns? Ich glau­be, dass wir bei­des brau­chen, damit wir die Tex­te recht erfas­sen kön­nen: Wir müs­sen als Chris­ten­men­schen in und aus der Bezie­hung mit ihm leben. Und: Wenn wir dann unser Neu­es Tes­ta­ment ken­nen, dann wer­den wir vie­les wie­der­erken­nen, das teils weit über das hin­aus­reicht, was wir selbst in unse­rem Leben mit Gott erle­ben. – Das Leben und das Lesen, sie müs­sen zusam­men­wir­ken und auf­ein­an­der bezo­gen werden.

Für man­che ist die Lek­tü­re bibli­scher Tex­te eine from­me Übung, die sie betrei­ben, ohne eigent­lich zu wis­sen wozu. – Das aber ist wenig. Die Tex­te lie­fern uns ja die Erfah­run­gen der frü­hen Chris­ten­heit, die sie mit ihrem Glau­ben, ihrer geleb­ten Nach­fol­ge gemacht haben.

Dar­an soll­ten wir anknü­fen, und dann besteht die gute Chan­ce, dass wir Got­tes Macht und Hoheit auch in unse­ren eige­nen Lebens­läu­fen sehen kön­nen: Zumin­dest im Rück­blick: Wie gut, dass es so gelau­fen ist. – Man­che spre­chen von Schutz­en­geln. Wir kön­nen auch spre­chen von Got­tes Güte und Treue. Als Chris­ten­men­schen wis­sen wir, wie gut es Gott mit uns meint.

Lasst uns dar­auf ein­mal ach­ten in der nächs­ten Zeit.

F.W.

zum Wochenspruch 4. Advent (22.12.2024)

»Freu­et euch in dem Herrn alle­we­ge, und aber­mals sage ich: Freu­et euch! Der Herr ist nahe!« (Phil­ip­per 4,4.5b)

Kurz vor dem Ende des Phil­ip­per­brie­fes, bevor sich Pau­lus für die Gaben der Gemein­de bedankt und ein­zel­ne grü­ßen lässt, da mahnt er zur Ein­heit und zur Freu­de im Herrn.

Freu­de im Herrn? – Das scheint etwas aus der Mode gekom­men. Wir ren­nen und lau­fen, wir freu­en uns, wenn wir in der Gemein­de, viel­leicht im Haus­kreis ein­mal zur Ruhe kom­men kön­nen. Ist Ruhe und Freu­de denn das­sel­be? Das sicher nicht.

Pau­lus war in Haft, im ging es nicht gut, und doch kommt im Phil­ip­per­brief die­ses »Freu­et euch« oft vor, um die drei­ßig Vor­kom­men in vier Kapi­teln. – Ein­fach weil für Pau­lus damit, dass in Jesus Gott den Ret­ter geschickt hat, alles neu und anders ist als vor­her. Nun geht es weni­ger um uns, um unser Tun als from­me Men­schen; eigent­lich hat Gott alles Erfor­der­li­che getan.

Die­se Tat­sa­che, dass das Ver­hält­nis von Gott und den Men­schen ver­söhnt ist, das ist der Grund zur Freu­de des Pau­lus. Dar­um for­dert er auch die Gemein­de in Phil­ip­pi auf, dass die sich freu­en mögen. – Und: Pau­lus rech­net damit, dass bald Jesus wie­der­kom­men wird. Im End­ge­richt wird alles zurecht gebracht wer­den. Das meint Pau­lus, wenn er schreibt: »Der Herr ist nahe!«

Wir dür­fen uns mit­freu­en zum 4. Advent.

F.W.

zum Wochenspruch für den 3. Advent

»Berei­tet dem HERRN den Weg; denn sie­he, der HERR kommt gewal­tig.« (Jesa­ja 40,3.10)

Lie­be Gemeinde,
unser Wochen­spruch stammt aus dem Beginn des zwei­ten gro­ßen Abschnitts des Jesa­ja-Buches, dem so genann­ten Trost­buch für die Weg­ge­führ­ten. Es han­delt sich um die Auf­for­de­rung, Gott einen Weg zu bah­nen, durch die Wüs­te, qua­si den direk­ten Weg aus dem Exil nach Jeru­sa­lem, oder doch zumin­dest nach Judäa.

War­um braucht es die­sen Weg? – Weil Gott gewal­tig kommt. Dem Pro­phe­ten geht es dar­um, dass Gott ein­greift in die Ereig­nis­se der Zeit. Wahr­schein­lich hat­ten sich in der Zeit des Exils vie­le damit schließ­lich abge­fun­den, dass offen­bar Gott sein Volk ver­las­sen habe. Dass er nicht mehr zu fin­den sei. Etli­che From­me wuss­ten auch schnell, war­um dies ein­ge­tre­ten war.

Dem Pro­phe­ten geht es im zwei­ten gro­ßen Teil des Jesa­ja­bu­ches (Kapi­tel 40 – 55) dar­um, dass das Volk Isra­el Gott kei­nes­wegs gleich­gül­tig (gewor­den) wäre. Viel­mehr ist er unver­gleich­lich, gera­de im Kon­trast zu den (heid­ni­schen) Göt­ter­bil­dern, die eben aus Holz oder Metall gefer­tigt sind: Er ist es, der die Welt geschaf­fen hat und sie bis zuletzt in sei­nen Hän­den hält. Kurz­um: Gott ist der Herr der Welt und eben auch der Geschich­te. Er steht treu zu denen, die er erwählt hat.

Auch heu­te in einer Zeit, in der vie­len vie­les unge­wiss und ängs­ti­gens wird, bleibt es dabei: Gott ist der Herr der Zeit und der Ewig­keit, er wird wie­der­kom­men und dann alles zurecht brin­gen. – Der größ­te Feh­ler, den man machen kann, ist: Gott zu unter­schät­zen. Das soll­ten wir, gera­de im Advent, nicht tun. Und wenn wir mit ihm rech­nen, auf ihn hof­fen und uns selbst bereit machen für sein kom­men, dann ist es gut, wenn wir auch die Wege für Got­tes kom­men ebnen.

»Berei­tet dem HERRN den Weg; denn sie­he, der HERR kommt gewaltig.«

F. W.

zum Wochenspruch für 2. Advent

»Seht auf und erhebt eure Häup­ter, weil sich eure Erlö­sung naht.« (Lukas 21,28)

Lie­be Chris­ten­men­schen und andere,

wir leben in einer Zeit, in der die Ängs­te und Depres­sio­nen mehr wer­den. Eini­ge fürch­ten, dass ein drit­ter Welt­krieg kommt, ande­re bedrängt die Kli­ma­kri­se und die unvor­her­seh­ba­ren Fol­gen. Ob die Din­ge schlech­ter wer­den oder ob alles sich noch ein­mal zum Bes­se­ren wen­det, das mag ich gar nicht vor­aus­sa­gen. Unser Wochen­spruch zum 2. Advent jeden­falls steht direkt mit dem Kom­men des Men­schen­soh­nes (und zwar geht es ums Wie­der­kom­men zum Gericht) in Zusam­men­hang. Aus­drück­lich heißt es zuvor: »die Men­schen wer­den ver­ge­hen vor Furcht und in Erwar­tung der Din­ge, die kom­men sol­len über die gan­ze Erde; denn die Kräfts der Him­mel wer­den ins Wan­ken kommen.

Und dann folgt unser Vers: »Wenn aber dies anfängt zu gesche­hen, dann seht auf und erhebt eure Häup­ter, weil sich eure Erlö­sung naht.«

Anders gesagt: Wir, die wir Chris­tus erwar­ten, die wir damit rech­nen, dass Gott die­se Welt schließ­lich zu einem guten Ende brin­gen wird, sol­len mit unse­rer Erlö­sung rech­nen, und auf­bli­cken auf Gott. Das tun wir ja ohne­hin schon. Er wird alles gut machen.

Mir ist das in allem Schla­mas­sel der Welt­ge­schich­te ein gro­ßer Trost, dass Gott die Welt nicht aus der Hang gibt, son­dern dass er der Herr bleibt, der sich küm­mert. Ja, es gibt gro­ße Her­aus­for­de­run­gen, deren wir uns anneh­men müs­sen und sol­len. Aber: Das letz­te liegt nicht bei uns, son­dern – Gott-sei-Dank – bei ihm. Und wer das hofft und glaubt, die und der darf den Kopf auf­he­ben und sich sogar freu­en. – Auch das ist Advent.

F.W.

nachgedacht zum Monatsspruch Dezember 2024

»Mache dich auf, wer­de licht; denn dein Licht kommt, und die Herr­lich­keit des Herrn geht auf über dir.« (Jesa­ja 60,1)

Der Monats­spruch für den Dezem­ber steht im drit­ten Teil (Kapi­tel 56 – 66) des Pro­phe­ten­bu­ches Jesa­ja. Hier geht es ins­be­son­de­re um die Zukunft Jeru­sa­lems, die als »Toch­ter Zion« (das ist einer der Ber­ge, auf denen Jeru­sa­lem errich­tet ist) bezeich­net wird. Im Exil war alle Hoff­nung auf eine Zukunft für Jeru­sa­lem dahin: Nun aber soll der Stadt und dem Zions­berg eine Haupt­rol­le für (a) die ande­ren Völ­ker und (b) den Plan Got­tes zukommen.

Unser Monats­spruch spricht direkt die Stadt Jeru­sa­lem an: Sie soll sich auf­ma­chen, hell (licht) wer­den, über ihr, der Stadt, geht die Herr­lich­keit Got­tes auf.

Im Tem­pel war die Herr­lich­keit Got­tes ein­ge­zo­gen, als Samu­el, der ja den Tem­pel errich­tet hat­te, im Rah­men der Tem­pel­wei­he gebe­tet hat­te (2. Chr. 7,1ff): »die Herr­lich­keit des HERRN erfüll­te das Haus, sodass die Pries­ter nicht ins Haus des HERRN hin­ein­ge­hen konn­ten, weil die Herr­lich­keit des HERRN das Haus des HERRN füll­te. Und alle Israe­li­ten sahen das Feu­er her­ab­fal­len und die Herr­lich­keit des HERRN über dem Hau­se, und sie fie­len auf ihre Knie mit dem Ant­litz zur Erde aufs Pflas­ter und bete­ten an und dank­ten dem HERRN, dass er gütig ist und sei­ne Barm­her­zig­keit ewig­lich währt.«

Dies soll­ten wir im Hin­ter­kopf haben, wenn wir die Tex­te im Schluss­teil des Jesa­ja­bu­ches lesen: Da gibt es Kri­tik an den »Hir­ten des Vol­kes«, den füh­ren­den Män­nern, die es eben schlecht geführt haben. Es gibt aber auch die Zusa­ge Got­tes, dass er »den Geist der Gede­mü­tig­ten und das Herz der Zer­schla­ge­nen« erqui­cken wird (Jes.57,15). Schließ­lich – nach viel Kri­tik am Volk, das so gar nicht in Recht und Gerech­tig­keit gewan­delt ist und sich nicht nach den Gebo­ten Got­tes gerich­tet hat –, sagt Gott den Erlö­ser zu: Er wird die Din­ge und das Volk zurecht brin­gen, er selbst.

»Aber für Zion wird ein Erlö­ser kom­men und für die in Jakob, die sich von der Sün­de abwen­den, spricht der HERR. Und dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der auf dir ruht, und mei­ne Wor­te, die ich in dei­nen Mund gelegt habe, sol­len von dei­nem Mund nicht wei­chen noch von dem Mund dei­ner Kin­der und Kin­des­kin­der, spricht der HERR, von nun an bis in Ewig­keit.« (Jes.59,20f) – Direkt hier­an schließt unser Monats­spruch für den Dezem­ber an.

Die Völ­ker (und das meint die heid­ni­schen) wer­den wegen der strah­len­den Herr­lich­keit Got­tes nach Jeru­sa­lem kom­men (Völ­ker­wall­fahrt zum Zion). Die Völ­ker brin­gen etwa Gold und Weih­rauch mit; und da fällt uns, die wir die Weih­nachts­be­rich­te ken­nen von den Wei­sen, die dem Stern zur Krip­pe fol­gen, sofort ein, was sicher auch Mat­thä­us in Erin­ne­rung hatte.

Das Neue ist, dass Gott selbst Recht und Gerech­tig­keit auf­rich­ten wird; sie sind Aus­wir­kun­gen sei­ner Herr­lich­keit und die lässt er bei den Men­schen woh­nen. Wenn das in Jeru­sa­lem geschieht, dann wird die Zions­stadt zum Ort des Heils.

Als Chris­ten glau­ben wir, dass es kein Zufall war, dass Jesu Leid und Auf­er­ste­hung in Jeru­sa­lem pas­sier­te. Das hat die­ser Stadt auch für uns eine beson­de­re Heils­be­deu­tung zuge­wie­sen: Gott selbst hat in sei­nem Sohn in die Geschich­te ein­ge­grif­fen; so trifft auch Jesa­ja 65,1 zu: »Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir frag­ten, ich ließ mich fin­den von denen, die mich nicht such­ten. Zu einem Volk, das mei­nen Namen nicht anrief, sag­te ich: Hier bin ich, hier bin ich!« – Das Neue ist: Gott selbst macht es gut, er lässt sich fin­den! Lasst uns ihn suchen!

Frank Weber

zum Wochenspruch 1. Advent 2024

»Sie­he, dein König kommt zu dir, ein Gerech­ter und ein Hel­fer.« (Sachar­ja 9,9b)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freunde,

fro­hes neu­es Jahr. Am 1. Advent beginnt das neue Kir­chen­jahr, was wir uns viel zu sel­ten bewusst machen. Advent, das bedeu­tet Ankunft, und unser Wochen­sprucht gibt eine Anto­wrt auf die Fra­ge, wer da eigent­lich kommt. – Der, der kommt, das ist der König der Welt, der Gesand­te Got­tes, letzt­lich der Mes­si­as, den der alt­tes­ta­ment­li­che Pro­phet Sachar­ja ver­heißt. Die­se pro­phe­ti­sche Vor­her­sa­ge wird aufs Engs­te mit der Stadt Jeru­sa­lem als Toch­ter Zion verknüpft.

Das War­ten ver­bin­det dabei jüdi­sche und Chris­ten­men­schen: Die einen War­ten, dass der Mes­si­as kom­men möge, wir ande­ren war­ten dar­auf, dass er wie­der­kom­men möge. – Und: Gerech­te Köni­ge sind eher sel­ten; das mer­ken wir spä­tes­tens, wenn wir in die Kön­gis­bü­cher schau­en. – Bei heu­ti­gen Poli­ti­kern sieht es nicht bes­ser aus. Die meis­ten Mäch­ti­gen miss­brau­chen ihre Macht, kaum dass sie die­se haben für eige­ne Zwe­cke. Ein Gerech­ter und ein Hel­fer, das ist ja jemand, der denen hilft, die beson­ders auf Hil­fe ange­wie­sen sind, die sich also nicht selbst hel­fen kön­nen. Wenn die­ser Mes­si­as dann noch gerecht ist, dann ist es qua­si eine Idealbesetzung.

Für uns als Chris­ten­men­schen ist deut­lich, wie dies hier auf Jesus passt. – Der alt­tes­ta­ment­li­che Gedan­ke für den Mes­si­as ist jeden­falls: Es sind nicht die Men­schen, die plötz­lich bes­ser wür­den, son­dern es ist Got­tes Ein­grei­fen, das alles zum guten Ende bringt. – Und dar­auf lasst uns im Advent war­ten, gern auch mit den jüdi­schen Men­schen, die ja auch hof­fen, dass Gott alles zurecht brin­gen wer­de, wenn der Mes­si­as kommt.

F.W.

zum Wochenspruch »Ewigkeitssonntag«

»Lasst eure Len­den umgür­tet sein und eure Lich­ter bren­nen…« (Lukas 12,35)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freunde,

einer­seits ein selt­sa­mer Vers: Was soll das denn? Wir sol­len die Klei­dung anbe­hal­ten, das Ober­ge­wand mit dem Gür­tel befes­tigt und die Lich­ter bren­nen? Wozu? Ener­gie-Spa­ren ist ange­sagt, nichts mit Bren­nen­las­sen der Lich­ter. Und: War­um soll man den Gür­tel anbe­hal­ten? – Es geht ums War­ten auf das Kom­men des Herrn. Wir glau­ben ja, dass Chris­tus wie­der­kom­men wird. Und man­che machen es sich in der Zwi­schen­zeit zu bequem. Gehen schla­fen, las­sen sich auf die Din­ge der Welt zu sehr ein.

Sicher: Wenn es heu­te Chris­ten gibt, dann weil sich die meis­ten Chris­ten ein gutes Stück weit auf die Din­ge der Welt ein­ge­las­sen haben. Wir küm­mern uns um die Ren­te und um die Kin­der. gut so. Die meis­ten erwar­ten Chris­ti Wie­der­kunft nicht mor­gen. – Und den­noch: Wenn wir wüss­ten, wann ein Dieb kommt, dann wäre es nicht über­ra­schend. Tat­sa­che ist aber, dann wir nicht wis­sen, wann es so weit ist. Und das gilt glei­cher­ma­ßen für Die­be wie für den Tag der Wie­der­kunft Chris­ti. Bei­des kommt plötz­lich und überraschend.

Jetzt, am Ewig­keits­sonn­tag, soll­ten wir auch an unser eige­nes Leben den­ken. In so vie­len Ster­be­an­zei­gen steht »plötz­lich und uner­war­tet«. Wir tun gut dar­an, wenn wir so leben, dass es an jedem Tag der letz­te sein kann. Dass wir mit Gott und den Men­schen aus­ge­söhnt sind. Und dass wir nichts vor uns her­schie­ben, was wir unbe­dingt erle­digt haben wol­len. – Und damit mei­ne ich nicht die Steuererklärung.

Bezie­hun­gen aber, gera­de unser Ver­hält­nis zu Gott, die soll­ten wir pfle­gen und intakt hal­ten. Jeder­zeit, die Pfad­fin­der sagen: all­zeit bereit. Denn wir wis­sen nicht allein nicht, wann Chris­tus wie­der­kommt, wir wis­sen eben­so­we­nig, wann unser irdi­sches Leben zu sei­nem Schluss kommt. Das Ende des Kir­chen­jah­res (am Ewig­keits­sonn­tag) und dann das neue Kir­chen­jahr ab 1. Advent ist eine gute Zeit für den geist­li­chen Haus­putz »zwi­schen den Jahren«.

F. W.

zum Wochenspruch drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

»Selig sind, die Frie­den stif­ten; denn sie wer­den Got­tes Kin­der hei­ßen.« (Mat­thä­us 5,9)

Lie­be Gemein­de, lie­be Freun­din­nen und Freunde,

Frie­dens­stif­ten­de, die braucht die Welt. Beson­ders weil es so vie­le gibt, die Ver­söh­nung nicht beför­dern. Zor­nig zu sein, Wut­bür­ger, das ist es im Klei­nen, was in der gro­ßen Welt zu Krie­gen führt. Gefühlt wird es in der Welt nicht gera­de bes­ser. Die Regie­rungs­ko­ali­ti­on ist zer­bro­chen. In den USA ist Hr. Trump gewählt. Die Kon­flik­te in der Welt wer­den gefühlt mehr, viel­leicht liegt es dar­an, dass wir von so viel mehr Kon­flik­ten hören und sehen.

Wir seh­nen uns nach fried­li­chem Leben. Nach einem Leben ohne Feind­schaf­ten, aber auch ohne Man­gel. Wenn im Neu­en Tes­ta­ment Jesus die Berg­pre­digt mit den Selig­prei­sun­gen beginnt, dann geht es einer­seits um Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, und ande­rer­seits wird alles, was in der Welt so gilt, auf den Kopf gestellt. Er preist die glück­lich, die trau­ern, die fried­fer­tig sind, die barm­her­zig sind. Die Selig­prei­sun­gen enden mit dem Bezug zu den Jün­gern, denn – so mei­ne ich – die meint er zuerst. Sie sind mit ihm jetzt unter­wegs, und das führt dazu, dass ande­re sie schmä­hen (wer­den): Beson­ders bezieht sich das auch auf die Zeit, wenn die Jün­ger nach Him­mel­fahrt zu Boten des Rei­ches Got­tes werden.

Die­ses Reich bedeu­tet Frie­den zu stif­ten, denn es geht beim Evan­ge­li­um ja genau dar­um: Um ver­söhn­tes Leben zwi­schen Men­schen und Gott, was Gott den Men­schen anbie­tet. Er befä­higt so die Jün­ger, die zu Apos­teln wur­den, und uns heu­te, Frie­den zu stif­ten. Wir kön­nen, wenn wir mit Gott ver­söhnt sind, auch mit ande­ren ver­söhnt leben. Dann braucht es kei­ne Gewalt, kei­nen Konflikt.

Die Berg­pre­digt steht bei man­chen real­po­li­tisch den­ke­nen Men­schen in dem Ruf: Damit kann man kei­ne Poli­tik machen, mit dem Hin­hal­ten der ande­ren Wan­ge, mit die­ser Art von Fein­des­lie­be und Sanft­mut. – Ich behaup­te: Es ist umge­kehrt. Mit zor­ni­gen und selbst­süch­ti­gen Vor­stel­lun­gen, mit Hass auf Frem­de und ande­re, mit Lieb­lo­sig­keit: Damit kann man kei­ne Poli­tik machen. Zumin­dest kei­ne, die den Men­schen dient.

Poli­tik machen Men­schen, die die Macht haben. Und das sind die, die gestal­ten kön­nen. Nur dann, wenn die­se die Bedür­fi­gen und Macht­lo­sen in den Blick neh­men, kann es zu einer ech­ten Ver­söh­nung in der Welt kom­men. Wer das sind, die­se Macht­lo­sen? Genau die Grup­pen, die schon die alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­ten erwäh­nen: Wit­wen und Wai­sen zum Bei­spiel, Frem­de, die bei uns leben.

Wer Gott ach­tet und liebt, der bemüht sich, dass alle in Wür­de leben kön­nen. Das bedeu­tet nicht, dass alle gol­de­ne Was­ser­häh­ne haben müs­sen, aber zumin­dest Nah­rung, Klei­dung, Woh­nung usw. Und inso­fern ist jeder Staats­haus­halt ein mora­li­sches Bekennt­nis. – Auch die natür­li­chen Res­sour­cen sind dabei wich­tig: Wenn wir mit unse­rem Müll die Mee­re schä­di­gen, mit unse­rem Ener­gie­hun­ger die Welt der Enkel zu einem Treib­haus machen, dann ist das kein Tun, das Frie­den stiftet.

War­um kön­nen und dür­fen wir so an die ande­ren den­ken, uns selbst zurück neh­men und nach dem Mit­ein­an­der suchen? Weil wir erlebt haben, dass Gott in sei­nem Sohn die­se Ver­söh­nung zu uns gebracht hat, dass er den ers­ten Schritt bereits getan hat und die Welt als gute Schöp­fung seit lan­ger Zeit erhält in einem labi­len Gleich­ge­wicht, das wir ach­ten sollten.

F.W.