»Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?« Lukas 24,32
Unser Monatsspruch stammt aus dem Bericht von den Emmausjüngern. Sicher ein wichtiger Text, aber auch schon lange her. – Was hat das mit uns heute zu tun?, so frage ich mich.
Die Jünger sind zu zweit unterwegs nach Emmaus, es ist der Tag der Auferstehung, alle in Jerusalem sprechen von dieser Hinrichtung und dem leeren Grab. Alle sprechen drüber, weil sie es nicht fassen und nicht verstehen können, was da geschehen ist. Die Emmausjünger sind immerhin zu zweit unterwegs, in Gemeinschaft. Glaube und Erfahrung, da braucht es manchmalden anderen, das Gegenüber. – Und als der Dritte zu ihnen stößt, der sich als auferstandener Jesus herausstellen sollte, den sie aber nicht erkennen können, die Gute Nachricht Bibel übersetzt: »sie waren wie mit Blindheit geschlagen«, da sprechen sie auch mit ihm über die Ereignisse. – Sie sprechen von dem Komplott gegen Jesus, von seiner Hinrichtung usw. Unerhört ist das, was dann kommt: »Dann haben uns auch noch einige Frauen, die zu uns gehören, in Schrecken versetzt. Sie waren heute früh zu seinem Grab gegangen und fanden seinen Leichnam nicht mehr dort. Sie kamen zurück und erzählten, sie hätten Engel gesehen, die hätten ihnen gesagt, dass er lebt. Einige von uns sind gleich zum Grab gelaufen und haben alles so gefunden, wie es die Frauen erzählten. Nur ihn selbst sahen sie nicht.«
Pluspunkt für die Jünger: Sie sprechen drüber. – Und: Indem sie dies tun, ist Jesus an ihrer Seite. Allein: Sie merken es (noch) nicht. Erkennen können sie Jesus erst, als sie miteinander essen. Während Jesus das Brot bricht, da erkennen sie ihn. Wenn wir in der Gemeinschaft, im Brotbrechen miteinander bleiben, dann haben wir die besten Voraussetzungen, dass Jesus zu uns kommt oder bei uns ist.
Spöttisch hat einmal jemand gesagt, dass bei Methodisten der Kirchenkaffee das dritte Sakrament wäre; das ist natürlich übertrieben, aber: Gemeinsames Essen und Trinken, die gehören vielfach bei uns dazu. Essen und Trinken sind einfach Teil unseres Lebens. Wichtig finde ich besonders, dass wir mit den anderen, miteinander unterwegs bleiben. In unserem Leben sollte es eben keinen Gegensatz geben zwischen dem Sonntag in der Kirche und einem Alltag mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und ohne Jesus. Auch im Alltag, im Beruf, unterwegs… sind und bleiben wir mit Jesus unterwegs und mit den andern. – Mit denen aus dem Hauskreis, aus dem Musikteam, aus dem Frauengebetskreis aus der Jugendgruppe.
Gerade dann, wenn es in unserem Leben nicht nur einfach ist, ist es gut und hilfreich, wenn wir miteinander über die Zusammenhänge von unseren jeweiligen Leben mit ihren Herausforderungen und Jesus sprechen. Manchmal sehen wir selbst den Wald vor Bäumen nicht. Dass bei den Emmausjüngern alles anders weitergeht als gedacht, weil sie noch am selben Tag wieder zurücklaufen nach Jerusalem, das nehmen sie billigend in Kauf: Es ist ihre Antwort auf die Frage, wie sie die Ereignisse der Tage zuvor, Jesu Gefangennahme, Kreuzigung und die Berichte vom leeren Grab denn verstehen können: »Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?« – Der Vers geht noch weiter: »… da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?«
Die Ankündigungen der Propheten auf den Messias hin, die beginnen die Jünger nun zu verstehen, als Jesus ihnen den Schlüssel zum Verstehen liefert. – Alles wird klar, so klar, dass die Emmausjünger augenblicklich zurück nach Jerusalem zu den anderen laufen müssen. – Ich könnte mir vorstellen, dass sie sogar das gebrochene Brot und ihr Abendessen haben stehen lassen. Jetzt brauchen sie die anderen, die sie ermutigen können, weil sie nun Jesus als den Messias, als den verheißenen Retter, als Christus erkannt haben. – Halleluja.
Frank Weber