nachgedacht zum Monatsspruch Dezember 2022

»Da wird der Wolf beim Lamm woh­nen und der Pan­ther beim Böck­lein lagern. Kalb und Löwe wer­den mit­ein­an­der gra­sen, und ein klei­ner Kna­be wird sie lei­ten.« Jesa­ja 11,6

Sams­tag­mor­gen, 9 Uhr. Ich sit­ze mit mei­ner drei­jäh­ri­gen Toch­ter auf dem Sofa und schaue ein Buch an. Ein Bibel-Wim­mel­buch. Natür­lich blei­ben wir direkt auf der ers­ten Sei­te hän­gen – die Schöp­fungs­ge­schich­te. Hier gibt es so wun­der­bar viel zu ent­de­cken, die unter­schied­lichs­ten Tie­re tum­meln sich in der lie­be­voll gezeich­ne­ten Land­schaft. »Wo sind denn die Löwen?« Ziel­si­cher deu­tet mei­ne Klei­ne auf die gemal­ten Tie­re. (Ist nicht das ers­te Mal, dass wir die­se Sei­te aus­führ­lich stu­die­ren.) Direkt neben dem Löwen­paar gra­sen zwei Scha­fe. Wei­ter hin­ten hop­peln zwei Hasen unmit­tel­bar neben fried­lich dösen­den Wöl­fen dahin. Wir ent­de­cken vie­le wei­te­re Tie­re, alle in fried­li­cher Ein­tracht neben­ein­an­der. Para­die­si­sche Zustände.

Sams­tag­abend, 20 Uhr. Ich sit­ze mit mei­nem Mann vorm Fern­se­her und wir schau­en Nach­rich­ten. Berich­te von Krieg, von Hacker­an­grif­fen, Natur­ka­ta­stro­phen, explo­die­ren­den Ener­gie­kos­ten, Ter­ror und Wahl­be­trug. Mich über­kommt eine Wel­le der Ver­zweif­lung ange­sichts die­ser Gewalt und Hoffnungslosigkeit.

Dann aber erin­ne­re ich mich wie­der an mei­nen Vor­satz: Auf­se­hen und festhalten.

Auf­se­hen heißt Weg­se­hen von dem Elend die­ser Welt. Nicht im Sin­ne von Über­se­hen, Igno­rie­ren, son­dern den Blick heben, sich nicht gefan­gen neh­men las­sen von der Angst und Hoffnungslosigkeit.

Und Fest­hal­ten an der Ver­hei­ßung, die wir in Jesus haben: Auf uns war­tet ein ewi­ges Reich des Frie­dens. Die­ses Frie­dens­reich fin­det sei­nen geschöpf­li­chen Aus­druck auch in den Schil­de­run­gen Jesa­jas, wo Star­ke und Schwa­che ver­eint sind, wo es kei­ne Jäger und Gejag­ten mehr gibt, wo nicht Angst und Schre­cken son­dern Frie­den, Recht und Gerech­tig­keit herr­schen. Wolf und Lamm woh­nen bei­ein­an­der, Kalb und Löwe gra­sen Sei­te an Sei­te, ein klei­nes Kind kann sie leiten.

Die­se hoff­nungs­ma­chen­de Zusa­ge end­gül­ti­gen Frie­dens galt schon damals dem Volk Isra­el, das unter der Gewalt­herr­schaft der Assy­rer litt. Und sie hat bis heu­te Bestand. Dar­an erin­nern wir uns beson­ders in den nächs­ten Wochen, des­halb fei­ern Weih­nach­ten. Denn auch wenn wir jetzt viel­leicht noch nichts von die­sem Frie­dens­reich erken­nen kön­nen, wenn uns die Not der Welt zu über­wäl­ti­gen droht und die Sehn­sucht nach Frie­den noch nicht gestillt wer­den kann, viel­leicht grö­ßer ist als zuvor: Gott hat schon längst sei­nen Frie­dens­fürst in die­se Welt geschickt. Jesus ist der Beginn einer Neu-Schöp­fung, in der die »para­die­si­schen Zustän­de« von einst herr­schen wer­den – und es wahr­schein­lich doch noch ganz anders sein wird. Denn mit die­sem Frie­dens­reich ist Got­tes Schöp­fung erst voll­endet und zum Ziel gekom­men. Und wir dür­fen ein Teil davon sein.

Mit die­sem Wis­sen und die­ser Hoff­nung kön­nen wir selbst zum Frie­dens­bo­ten wer­den und ein Licht in die Dun­kel­heit der Welt tra­gen. In die­sem Sin­ne wün­sche ich euch eine fried­vol­le, geseg­ne­te Advents- und Weihnachtszeit.

V. L.