Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker. (Offenbarung 15,3)
Wenn ich mir das, was sich in unserer Welt abspielt, vergegenwärtige, steigen in mir Bilder und Phantasien auf, die denen des Johannes gar nicht so fern sind. Nur ist das „Tier“ heute nicht so leicht zu identifizieren und noch viel schwerer zu personalisieren und beim „Namen“ zu nennen. Dafür ist es aber nicht weniger mächtig. Alle Lebensbereiche, alle Dimensionen irdisch-menschlicher Existenz scheinen „infiziert“. Nicht nur das Arbeits- und Sozialleben ist davon betroffen, auch die Umwelt und das Klima sind krank. Die dabei unter die Räder kommen sind viele. Die Richtung scheint klar: Der Untergang der Menschheit und der Schöpfung finden statt, in unserer Gegenwart. Welch eine Hoffnungslosigkeit macht sich da breit.
In die Hoffnungslosigkeit zeichnet Johannes ein Bild von der Zukunft und bedient sich dabei eines Bildes aus der Vergangenheit: Der Augenblick, als die Israeliten zurückschauten, auf das Schilfmeer, durch das sie gerade gezogen und in dem nun die Ägypter mit Ross und Reiter untergegangen waren. Ungläubig werden sie sich gegenseitig gekniffen, die Augen gerieben haben. Ein Häuflein geschwächter Sklaven hat den Sieg behalten über das Imperium der Ägypter.
Als sie das sahen brachen sie begeisterten in Lobgesang aus: „Singet dem Herrn, denn Er hat eine herrliche Tat getan!“ Aber dieser Siegesjubel, obwohl damals von einer ganzen Nation angestimmt, ist nur ein Flüstern, im Vergleich zu dem Gesang, der wie mit Donnerstimmen ertönen wird von den Heiligen aller Zeiten. Wir alle, die wir mit Jesus gehen, werden diesen ungeheuren Chor bilden. Hier stehen die Heiligen Gottes auf dem Vorsprung der Ewigkeit, von wo aus sie die ganze Geschichte göttlicher Führungen überblicken können. Da beten sie den Herrn an, als den König aller Völker und preisen Ihn, dass alle seine Wege gerecht und wahrhaftig gewesen sind. Welch ein Zeugnis!
Am Ende werden wir zuschauen können, wie die Mächte, die uns jetzt binden und niederhalten, untergehen werden, begraben im gläsernen Meer, mit Feuer vermengt. Jetzt mögen wir davon nichts sehen. Aber am Ende wird Gott den Sieg davontragen.
Mit diesem Bild der Zukunft vor Augen, mit dem Gefühl der Hoffnung im Herzen, lässt sich die Gegenwart gestalten. Auch wenn es in unseren Zeiten an Hoffnung mangelt: Wir Christen haben eine Vision, einen Traum von der zukünftigen Welt, einem neuen Himmel und einer neuen Erde, wo das alles nicht mehr sein wird: Tränen, Leid, Geschrei und Schmerz (Offenbarung 21,4). Amen.
Dirk Liebern