„Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.“ (2. Thessalonicher 3,5)
In seinen Lebenserinnerungen berichtet Heinrich Kemner, der Gründer des Geistlichen Rüstzentrums in Krelingen davon, dass sein Vater ihm das Pflügen beigebracht hat. Dabei gab er ihm den Rat, nicht auf das Feld vor ihm, sondern auf einen weit entfernten markanten Punkt zu schauen, um gerade Furchen zu ziehen. Das konnte ein Kirchturm, ein einzelner Baum oder auch eine Bergspitze sein. Im dauernden Blickkontakt mit diesem Punkt würden krumme und schräge Furchen vermieden. Im Monatsspruch aus dem Brief an die Thessalonicher scheint Paulus ähnliche Erfahrungen zu kennen, wenn er der dortigen Gemeinde rät, die „Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus auszurichten.“ Dabei ergeben sich nach meinem Eindruck nicht zwei getrennt voneinander stehende „Festpunkte“. Ich würde es eher so interpretieren, dass beide Merkmale in derselben geraden Linie hintereinander zu sehen sind: Jeden Tag sollen wir unser Leben an der Liebe Gottes ausrichten und gleichzeitig immer auch – dahinter – auf Jesus Christus warten.
Wie kann sich ein Mensch, wie kann ich mich nun auf diese Liebe Gottes ausrichten? In 1. Joh. 5,3 lesen wir dazu: „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“
An einem Dienstag (05.10.21) haben Johann S., Lothar Z. und ich in der Fußgängerzone in Wunstorf versucht, das umzusetzen. Wir sind dabei von dem Missionsbefehl Jesu ausgegangen. Unser Einstieg bei den Begegnungen war eine Umfrage zur Vorbereitung einer Predigt. Dabei sollten die Befragten sagen, ob sie Angst vor dem Sterben haben und was nach ihrer Meinung nach dem Tod sein wird. – In meinen Gesprächen konnte ich zweimal darauf hinweisen, dass Jesus versprochen hat, im Himmel Wohnungen für seine Nachfolgerinnen und Nachfolger vorzubereiten. Und dass das sicher mehr ist, als wenn man denkt, dass nach dem Sterben nichts mehr kommt. – Einmal konnte ich einem jungen Mann raten, nicht zu lange damit zu warten, sein Verhältnis zu Gott in Ordnung zu bringen. – Und einmal wird es vielleicht einer Frau, deren Mann vor einem Jahr ganz plötzlich gestorben ist, eine Hilfe sein, dass ich ihr empfohlen habe, viel in der Bibel zu lesen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Halt und Trost gibt. – So und in anderen Gesprächen war es möglich mit einfachen Worten auf die Liebe Gottes hinzuweisen und selber die Liebe Gottes zu erleben.
Paulus erinnert uns in dem Monatsspruch außerdem daran, dass wir auch immer auf das Kommen Jesu warten sollen. Jesus kann uns bei unserem eigenen Tod begegnen oder wir können sein Wiederkommen als König und Herr in dieser Welt erleben. In beiden Fällen wären wir bei Jesus, in seinem Reich, in seiner Herrlichkeit und dann auch bei Gott, den wir durch Jesus unseren Vater nennen dürfen. Das Warten auf Jesus erinnert uns dann also auch immer daran, dass wir auf dieser Erde „keine bleibende Statt haben“ und dass es darauf ankommt, in Jesu Spur zu gehen, seinen Willen zu erfragen und zu tun und damit dem Willen Gottes Raum in unserem Denken und Leben zu geben.
Mit beiden „Festpunkten“, dem Streben nach der Liebe Gottes und dem Warten auf Jesu Kommen werden also unser Glaube und unsere Hoffnung und unsere Liebe wach gehalten und somit unsere Beziehung zu Jesus und zu Gott, dem Vater lebendig und „gepflegt“.
Peter Mohr