»Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.« Hebräer 10,24
Gut, dass wir einander haben. – Eben dazu: Aufeinander achtzuhaben und einander anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken. – Wie leicht kommt der Alltag, und wir versinken in unserem natürlichen, ganz und allzu menschlichen Leben.
So weit, so gut. – Der Verfasser des Hebräerbriefes stellt diesen Vers in den Zusammenhang mit dem Wegbleiben in den Versammlungen, »wie einige zu tun pflegen…« – und er fügt an: »und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.«
Nun stimmt das unzweifelhaft: Wenn der Tag des Herrn kommt, und davon gehe ich aus, dann ist er heute näher als damals zur Zeit der Abfassung des Briefes. Allein: Damals rechnete man mit einer Naherwartung, wie das heute kaum mehr jemand tut. Wir alle haben unsere Versicherungen, unsere Alterssicherung, unsere mittel- und langfristige Planung bei der Arbeit, in der Familie und auch persönlich.
Wenn nun plötzlich der Tag des Herrn käme, brächte uns das gewaltig aus dem Konzept. Wer aber gute Werke und Liebe nur an den Tag legt, wenn der Tag des Herrn vor der Tür steht, der oder die hat wenig von Nachfolge verstanden. Beide sind ja eine Antwort auf die Liebe Gottes zu mir. Wo ich mich so geliebt weiß, da stellt sich die Frage nicht; da liebe ich, weil es mir geschenkt wird, die anderen so zu sehen, wie Gott sie sieht. Mit Liebe.
Von daher ist Gemeinde und christliche Gemeinschaft (auch jenseits aller Ortsgemeinden und Körperschaften) eine Art »Trainingslager für Nachfolgende«. Wir üben uns. Wir trainieren das Denken und Leben als Heilige, die wir als Christenmenschen sind, obwohl auch ganz irdisch und menschlich bleiben. – Es ist schon gut, dass es im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt: »… die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen …« Mit weniger sollten wir uns nicht zufrieden geben als Jüngerinnen und Jünger.
Weil wir aber unterschiedlich sind, gibt es solche, denen das eine und andere jeweils leicht bzw. schwer fällt. Insofern können, dürfen und sollen wir einander unterstützen. Das ist einer der Gründe, aus denen es Gemeinde gibt. Gut, wenn wir eine Echtzeit-Gruppe haben, wenn wir in einem Hauskreis dabei sind.
Wir sollten nur nicht übersehen, dass das Einüben und Trainieren von Nachfolge dazu da ist, dass wir gesendet werden als Jesu geschickte Gesandte, zu den Menschen, um denen zu dienen, sie durch Liebe zu begeistern, damit sie selbst das Evangelium an sich heranlassen.
Frank Weber