»Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!«
Jesaja 58,7
Liebe Geschwister, liebe Freunde!
»Moment mal, ich darf doch gerade jetzt keine Fremden ins Haus lassen.« »Geteilt wird nicht. Jeder bringt sein eigenes Pausenbrot mit.« Das sind nur zwei mögliche Gedanken zu einem Bibelwort, das uns gerade in dieser Zeit aufhorchen lässt. Auch ohne Pandemie ist es schon sehr herausfordernd.
Dieser Winter wird für die Ärmsten in unserem Land schwierig: Wie können Suppenküchen und Kleiderkammern für Bedürftige in diesen Wochen unter den Hygieneauflagen funktionieren? Wo können Obdachlose im Winter unter kommen, ohne sich zu infizieren? Wie werden Pflegebedürftige sozial versorgt, wenn Angehörige sie nicht besuchen dürfen? Die Not einer Zeit trifft die Ärmsten oft am allermeisten.
Als Gott durch den Propheten vor etwa 2500 Jahren so zu seinem Volk gesprochen hatte, ging es ihm nicht darum, die Gesellschaft zu reformieren und eine verbesserte Armenfürsorge einzurichten. Gott traut es uns Menschen durchaus zu, dass wir für solche uns andere Probleme vernünftige Lösungen miteinander finden. Ihm geht es vielmehr um unsere Herzen. Er spricht davon, dass wir »den Hungrigen unser Herz finden lassen« (Jesaja 58,10). In der damaligen Zeit suchten Menschen die Hilfe Gottes und dachten gleichzeitig. dass dies mit ihrem sonstigen Alltag nichts zu tun hätte. Aber Gott zu ehren und gleichzeitig den Mitmenschen in seiner Not missachten, das geht in Gottes Augen nicht.
Das entspricht nicht unbedingt unserer heutigen Situation. Wir leben aus gutem Grund mit den verordneten Abständen und Hygienemaßnahmen und tun gut daran, das auch weiter zu beachten. Aber was macht dies auf längere Sicht mit unseren Herzen? Die Sorge vor Ansteckung und der Mangel an Berührung könnten dazu führen, dass ich die Not eines Hungernden oder Heimatlosen oder Einsamen nicht mehr an mich heranlassen will. Es kann sein, dass ich mich überfordert fühle, weil ich ja eben nicht einfach und unmittelbar helfen darf.
Wozu möchte Gott uns mit seinem Wort Mut machen? Ich darf den Bedürftigen mein Herz finden lassen, ichdem ich einen Mitmenschen auf der Straße aufmerksamer anschaue, auch wenn die Maske stört. Ich kann versuchen, aufmerksamer zuzuhören, wenn jemand mir durch seine Maske etwas erzählen will. Ich will mir vornehmen, gerade in den Adventswochen betend unterwegs zu sein und zu erwarten, dass Gott mir dadurch für einen anderen Menschen die Augen öffnet.
Und ich kann dabei entdecken, dass es auch in diesem Winter viele Möglichkeiten gibt, etwas mit jemand anderem zu teilen: Zeit, für jemanden den Einkauf machen, eine Spende zugunsten einer Obdachlosenhilfe, warme Kleidung, die nicht mehr passt, weitergeben, und vieles mehr.
Gott sagt: »Genau das will ich segnen. Wer auf diese Weise von Bedürftigen sein Herz finden lässt, von dem lasse ich mich finden.« (Jesaja 58,8 – 9a)
Von Herzen wünsche ich allein eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Jesus Christus segne und stärke Euch im neuen Jahr 2021. Und: Er lasse Euch ein Segen für Eure Mitmenschen sein.
Hans-Hermann Schole