nachgedacht zum Monatsspruch Dezember 2020

»Brich dem Hung­ri­gen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, füh­re ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so klei­de ihn, und ent­zieh dich nicht dei­nem Fleisch und Blut!«
Jesa­ja 58,7

Lie­be Geschwis­ter, lie­be Freunde!

»Moment mal, ich darf doch gera­de jetzt kei­ne Frem­den ins Haus las­sen.« »Geteilt wird nicht. Jeder bringt sein eige­nes Pau­sen­brot mit.« Das sind nur zwei mög­li­che Gedan­ken zu einem Bibel­wort, das uns gera­de in die­ser Zeit auf­hor­chen lässt. Auch ohne Pan­de­mie ist es schon sehr herausfordernd. 

Die­ser Win­ter wird für die Ärms­ten in unse­rem Land schwie­rig: Wie kön­nen Sup­pen­kü­chen und Klei­der­kam­mern für Bedürf­ti­ge in die­sen Wochen unter den Hygie­ne­auf­la­gen funk­tio­nie­ren? Wo kön­nen Obdach­lo­se im Win­ter unter kom­men, ohne sich zu infi­zie­ren? Wie wer­den Pfle­ge­be­dürf­ti­ge sozi­al ver­sorgt, wenn Ange­hö­ri­ge sie nicht besu­chen dür­fen? Die Not einer Zeit trifft die Ärms­ten oft am allermeisten.

Als Gott durch den Pro­phe­ten vor etwa 2500 Jah­ren so zu sei­nem Volk gespro­chen hat­te, ging es ihm nicht dar­um, die Gesell­schaft zu refor­mie­ren und eine ver­bes­ser­te Armen­für­sor­ge ein­zu­rich­ten. Gott traut es uns Men­schen durch­aus zu, dass wir für sol­che uns ande­re Pro­ble­me ver­nünf­ti­ge Lösun­gen mit­ein­an­der fin­den. Ihm geht es viel­mehr um unse­re Her­zen. Er spricht davon, dass wir »den Hung­ri­gen unser Herz fin­den las­sen« (Jesa­ja 58,10). In der dama­li­gen Zeit such­ten Men­schen die Hil­fe Got­tes und dach­ten gleich­zei­tig. dass dies mit ihrem sons­ti­gen All­tag nichts zu tun hät­te. Aber Gott zu ehren und gleich­zei­tig den Mit­men­schen in sei­ner Not miss­ach­ten, das geht in Got­tes Augen nicht.

Das ent­spricht nicht unbe­dingt unse­rer heu­ti­gen Situa­ti­on. Wir leben aus gutem Grund mit den ver­ord­ne­ten Abstän­den und Hygie­ne­maß­nah­men und tun gut dar­an, das auch wei­ter zu beach­ten. Aber was macht dies auf län­ge­re Sicht mit unse­ren Her­zen? Die Sor­ge vor Anste­ckung und der Man­gel an Berüh­rung könn­ten dazu füh­ren, dass ich die Not eines Hun­gern­den oder Hei­mat­lo­sen oder Ein­sa­men nicht mehr an mich her­an­las­sen will. Es kann sein, dass ich mich über­for­dert füh­le, weil ich ja eben nicht ein­fach und unmit­tel­bar hel­fen darf.

Wozu möch­te Gott uns mit sei­nem Wort Mut machen? Ich darf den Bedürf­ti­gen mein Herz fin­den las­sen, ich­dem ich einen Mit­men­schen auf der Stra­ße auf­merk­sa­mer anschaue, auch wenn die Mas­ke stört. Ich kann ver­su­chen, auf­merk­sa­mer zuzu­hö­ren, wenn jemand mir durch sei­ne Mas­ke etwas erzäh­len will. Ich will mir vor­neh­men, gera­de in den Advents­wo­chen betend unter­wegs zu sein und zu erwar­ten, dass Gott mir dadurch für einen ande­ren Men­schen die Augen öffnet.

Und ich kann dabei ent­de­cken, dass es auch in die­sem Win­ter vie­le Mög­lich­kei­ten gibt, etwas mit jemand ande­rem zu tei­len: Zeit, für jeman­den den Ein­kauf machen, eine Spen­de zuguns­ten einer Obdach­lo­sen­hil­fe, war­me Klei­dung, die nicht mehr passt, wei­ter­ge­ben, und vie­les mehr.

Gott sagt: »Genau das will ich seg­nen. Wer auf die­se Wei­se von Bedürf­ti­gen sein Herz fin­den lässt, von dem las­se ich mich fin­den.« (Jesa­ja 58,8 – 9a)

Von Her­zen wün­sche ich allein eine geseg­ne­te Advents- und Weih­nachts­zeit. Jesus Chris­tus seg­ne und stär­ke Euch im neu­en Jahr 2021. Und: Er las­se Euch ein Segen für Eure Mit­men­schen sein.

Hans-Her­mann Schole