»Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.«
(1.Kön 19,7)
Wie Gott uns in Wüstenzeiten begegnet
In den Versen, der dem Monatsspruch für Juli vorangehen, hören wir von einem Propheten, der am Ende seiner Kräfte war, völlig erschöpft, der meinte: Ich kann nicht mehr. Dabei hatte Elia Großartiges mit Gott erlebt. Gott hatte Feuer vom Himmel geschickt und dadurch seine Prophetie bestätigt, Elia einen großen Triumph über Baal beschert, den von vielen Menschen angebeteten Götzen.
Man müsste meinen, dass Elia nach so einem Erlebnis voll Vertrauen auf Gott schauen würde. Aber nein: Elia kriegt eine Riesenangst, als Isebel, die Frau des damaligen Königs Ahab, verspricht, sich an ihm zu rächen. Elia flieht in die Wüste. Und irgendwann, völlig erschöpft und lebens- müde, legt er sich unter einen Ginsterbusch. Elia will nur noch sterben.
Heute würden wir wahrscheinlich davon reden, dass Elia an Burnout oder an Depression leidet. Jedenfalls befindet er sich in einer »Wüstensituation«, in einer Le- benskrise, er ist am Ende seiner Kräfte und von Selbstzweifeln geplagt.
Wie reagiert Gott?
Er schickt Elia einen Boten, einen Engel, der die Beziehung, die Elia abgebrochen hatte, wieder aufnimmt. Elia merkt es das erste Mal nicht einmal, als der Bote kommt, um ihm Essen und Trinken zu geben. Aber ein zweites Mal kommt der Engel. Er erfüllt ihm zuerst grundlegende menschliche Bedürfnisse und gibt ihm Speis und Trank. Und danach merkt Elia, wie auch die Seele aufgerichtet wird, wie Gott ihm eine neue Perspektive schenkt, ihm sagt, dass er einen weiten Weg vor sich hat. Elia: Er hat zwar einen weiten Weg vor sich, aber es wird ihm wieder deutlich, dass Gott mit ihm auf diesem Weg sein wird. Und Elia gewinnt wieder die Kraft, um weiterzugehen.
Was heißt das für uns heute?
Hast Du einmal erlebt, wie Sachen, die Dir Freude gemacht haben, plötzlich zu viel wurden? Wie Dir alles über den Kopf gewachsen ist, bis Du meintest: das reicht, das ist mir alles zu viel. Auch wenn Du dabei in der Vergangenheit Großartiges mit Gott erleben durftest. Es trachtet uns zwar niemand nach dem Leben, aber es kommt vor, dass man müde und ängstlich wird, dass man nicht mehr klarsieht. Vielleicht auch nach den langen Wochen des Lockdowns, die für viele mit Unsicherheit, Angst oder Einsamkeit einhergingen?
Die mutmachende Erfahrung, die Elia in seiner »Wüstenzeit« machte, dürfen wir auch heute machen. Auch dort, wo wir manchmal aufgeben wollen, wo uns alles zu viel wird: Gott gibt uns nicht auf, sondern Er will auch uns anrühren, auf neue Wege vorbereiten und neue Perspektiven schenken.
L. Str.