Jesus Christus spricht: Wachet!
(Markus 13,37)
Am Ende des vorigen Jahres begegnete mir in Hessen ein Ehepaar, das ich schon lange kenne. Nach den üblichen Begrüßungsworten erzählte die Frau von ihrem 42-jährigen Sohn, dass er nun endlich auch geheiratet habe. Seine Braut ist aus Äthiopien mit einem kleinen Kind, und sie wartet auf die Wiederkunft Jesu.
Später habe ich mich gefragt, was jemand von mir sagen würde, wenn er mich mit vier Eigenschaften vorstellen sollte. Ich vermute, dass die Aussage: »Er wartet auf die Wiederkunft Christi« nicht dabei wäre.
Jesus hat seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern, seinen lebendigen Kindern, oft aufgetragen, dass sie wachen sollten, weil seine Wiederkunft ganz unvermutet und plötzlich geschehen würde. Daher ist das Wachen und Warten für lebendige Christen ganz wichtig!
Das eigentliche Warten kann nun ganz verschiedene Ausprägungen haben.
- Es mag wohl Zeiten in unserem Leben geben, in denen wir auf Jesus warten, wie man auf einen angemeldeten, lieben Gast wartet; mit entsprechenden Vorbereitungen, mit steigender Spannung, mit großer Vorfreude und mit häufigen Blicken auf den Kalender und auf die Uhr.
- In anderen Abschnitten unseres Lebens machen wir vielleicht besondere Erfahrungen, die uns an Jesus und seine Hilfe erinnern und mit Dank an ihn binden, sodass das Gebet nicht abreißt, sondern uns tagelang beschäftigt.
- Und dann gibt es auch die Lebensphasen, in denen nichts Spektakuläres geschieht, in denen sich unser Glaube mit Ausdauer, Treue und guten Werken an jedem neuen Tag zeigen muss. Da geht es dann um unser Bibelstudium, das kann ruhig auch einmal eine halbe Stunde dauern. Es geht um unser Gebet, das Gespräch mit Jesus Christus, in dem er auch zu uns reden möchte. Es geht um liebevolle Kontakte zu Verwandten, Nachbarn und Freunden, um ganz praktische Hilfen und um das Weitersagen der eigenen Glaubenserfahrungen.
Wenn wir so leben, dann lebt auch unser Glaube. Denn an Jesus glauben, heißt ja, in einem lebendigen Kontakt mit ihm stehen. Dabei gilt aber auch die Umkehrung: »Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.« (Jes. 7,9) Man könnte es auch so formulieren: »Wacht und wartet ihr nicht auf Jesus, dann bleibt ihr nicht!«
An dieser Stelle möchte ich den Monatsspruch noch deutlicher als bisher in den biblischen Zusammenhang im Markusevangelium stellen und damit auch zuspitzen.
Das 13. Kapitel ist bei Markus überschrieben: »Jesu Rede über die Endzeit«. In der Lutherübersetzung gibt es darin einen ersten Abschnitt über den »Anfang der Wehen«, dann folgt ein Absatz mit der Überschrift »Die große Bedrängnis«, dann folgt »Das Kommen des Menschensohns«, und zum Schluss lesen wir die »Mahnung der Wachsamkeit«.
Der Anfang der Endzeit ist zum Beispiel darin zu erkennen, dass
- Kriege, Hungersnöte, Erdbeben und Seuchen sich weltweit ausbreiten werden, dass
- die Christen weltweit verfolgt werden, dass
- Abfall vom Glauben und Verrat sich unter Christen ausbreiten werden, dass
- vielfach falsche Propheten auftreten werden, und dass
- die Liebe in vielen Christen erkalten wird.
Ein untrügliches Zeichen für das herannahende Ende der Endzeit ist dann u.a. die Sammlung Israels in Palästina. 1958 begann dieser Prozess, und jetzt, 72 Jahre später, ist er immer noch in vollem Gange.
In dieser Situation – zwischen Anfang und Ende der Endzeit – hinein spricht Jesus die Worte: »Sehr euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.« (Markus 13,31) und »Was ich euch aber sage, das sage ich allen: Wachet!« (Markus 13,37)
P.M.