»Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knecht.« (1. Korinther 7,23)
Ein ziemlich sperriger Text, vor allem in der Luther-Übersetzung. »Teuer erkauft« – »Menschen Knecht«: Beides möchte ich eigentlich nicht sein! Erkauft zu werden, das klingt mir sehr nach Sklavenmarkt, und ich bin die Ware: Nein, danke!
Und im gleichen Atemzug heißt es, dass ich nicht zum Knecht werden soll. Alles sehr unbehaglich und verwirrend. Sehen wir uns den Text, die Worte und ihre Bedeutung aber etwas näher an. Erkauft, teuer erkauft. Das zeigt doch: Ich bin wertvoll. Da gibt es jemanden, dem ich etwas bedeute, der sogar für mich bezahlt, damit ich … ja, … was tue?
Mein Leben hat eine neue Wendung bekommen. Eine Wendung durch den Käufer, durch Gott. Und der macht mich frei, der lässt mich frei. Dies lesen wir an vielen Stellen in der Bibel. Doch ist das auch in unserem Text wirklich gemeint? – Frei von allem, für alles?
Lesen wir die vorangegangenen Verse, dann steht da etwas anderes. Unter der Überschrift »Gottes Ruf und der Stand der Berufenen« heißt es in Vers 22: »Denn wer als Sklave berufen ist im Herrn, der ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso, wer als Freier berufen ist, der ist ein Sklave Christi.« Wenn wir uns durch Gott gerufen und berufen fühlen, dann gehören wir ihm. Und da ist es egal, ob wir durch irgendetwas oder irgendjemand »gebunden« waren oder ob wir ein freien, gutes, sorgenfreies Leben geführt haben. Durch den Ruf Gottes uns unsere positive Antwort darauf, sind wir untrennbar mit ihm verbunden, wie ein Sklave mit seinem Herrn. »Sklave« – ein sehr negativ besetzter Begriff. Doch wie überall gibt es auch hier eine Kehrseite: Es kommt auf den Herrn an!
Und damit komme ich zum zweiten Teil des Monatsspruches: »werdet nicht zu der Menschen Knecht.«
Im ersten Moment werden wir wohl alle uns gegen die Vorstellung verwahren, dass wir Knecht (= Sklaven) von irgendjemand sind. Doch stimmt das wirklich?
In der Fastenzeit vor Ostern gibt es jedes Jahr die Möglichkeit, sich der Aktion »Sieben Wochen ohne« anzuschließen. Haben Sie/hast Du das schon einmal gemacht? Welches »ohne« hast Du gewählt? Unter wie vielen Möglichkeiten hast Du die Auswahl gehabt? Was erschien Dir am leichtesten, dass Du sieben Wochen lang darauf verzichten kannst? Etwas schweres, um Dir selbst Deine Willensstärke zu beweisen? Und: Hast Du durchgehalten? Wie froh warst Du , als die Zeit endlich herum war? In einer anderen Übersetzung heißt die zweite Satzhälfte: »… darum macht euch nicht zu Sklaven menschlicher Maßstäbe.«
Dies eröffnet noch eine andere Perspektive. Wie oft tue oder sage ich etwas, damit ich anderen gefalle, dass ich nicht zum Außenseiter werde?
Sklave, Knecht sein hat viele Facetten, aber die wichtigste ist: Wer ist der Herr? Wer ist mein Herr?
Ich bin teuer erkauft, ich bin Gott viel wert!
Darum möchte ich immer wieder und immer öfter und immer besser darauf achten, nicht andere »Herren« über mein Leben bestimmen zu lassen!
M.S.