»Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.« (Psalm 38,10)
»In schwerer Heimsuchung«: so wird der Psalm 38 in der Lutherbibel überschrieben. Von allen verlassen fühlt sich König David, der Verfasser des Psalms. Die Last seiner Sünde drückt ihn zu Boden.
David hatte in der Tat allen Grund zum Seufzen. Denn in David begegnet uns – wie bei so vielen biblischen Vorbildern des Glaubens – ein Mann mit enormen Stärken, aber auch mit enormen Schwächen. Dass seine Sünde ihn krumm und gebückt lässt, dass er matt und geschlagen ist, das kann man sich vorstellen.
Denn David hat in seinem Leben enorme Schuld auf sich geladen. David: das ist der Mann, der mit der Frau eines anderen schläft. Als Batseba schwanger wird, lässt David ihren Mann an der Front in einem Himmelfahrtskommando sterben. David: das ist der Mann, der die Vergewaltigung seiner Tochter durch den eigenen Sohn mitbekommt – und schweigt.
Seine Sünde, seine Fehltritte machen David zu schaffen, sie werden aber nicht das letzte Wort haben. Denn in die- sem Vers sehen wir, wie David mit seiner Schuld umgeht. Seine Schuld ließ ihn nicht kalt, nein, sie plagte ihn. David hat seine Schuld im Gebet vor Gott gebracht. Mit Seufzen und mit Sehnen. Er steht dazu, räumt sie ein und richtet dabei sein ganzes Vertrauen auf die vergebende Gnade Gottes.
Und Gott vergibt ihm, Gott gebraucht David weiterhin mit all den Stärken und Begabungen, die Er ihm geschenkt hat.
Die Botschaft möchte ich gerne auf uns heute übertragen.
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber wenn ich mir überlege, wer mir auf dem Weg im Glauben und mit Gott wichtig gewesen ist, sind es nicht Personen, die meinen, alles nur »richtig« zu machen. Es sind vielmehr Leute, die ich als authentisch wahrnehme, auch weil sie manchmal »geseufzt« haben und unter ihrer Schuld gelitten haben. Aber es sind die, die ihre Schuld vor Gott gebracht haben, die Vergebung Gottes für sich angenommen haben, die Schuld losgelassen haben und im Vertrauen auf Gott weitergegangen sind und sich von ihm haben gebrauchen lassen.
Für uns heute kann David ein Vorbild sein, wie wir mit Schuld umgehen können:
Wir dürfen darauf vertrauen, dass unsere Schuld, dass un- sere Fehltritte vergeben werden, wenn wir uns an Gott wenden und uns öffnen mit all unserem Seufzen und all unserer Sehnsucht. Gott kann uns auch dann gebrauchen, wenn wir Schuld auf uns laden oder wenn wir bei Problemen versagen. Wir dürfen gewiss sein, dass vor Gott auch unser Seufzen nicht verborgen bleibt – aber auch nicht das letzte Wort haben muss.
Lasst uns an dieser wunderbaren Botschaft festhalten!
L. Str.