»Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.« Lukas 13,30
Ein schwieriger Text, eine provokative Aussage Jesu. Und was hat das mit mir/mit uns zu tun?
Unbequem ist dieser Text doch nur für die, die in unserer Gesellschaft viel Einfluss, Wohlstand und Ruhm haben. Wer da vorne steht, könnte dann ganz hinten landen.
Hoffnungsvoll ist es für die Menschen, die sich zu den Verlierern zählen, die nicht gleichberechtigt an Einkommen und Bildung teilhaben, die an mangelnder Anerkennung und Liebe leiden, die immer hinten stehen.
Wo ordne ich mich da ein? Und was heißt das dann? Wenn es mir gut geht, ich auf der Sonnenseite des Lebens bin, wird Gott sich von mir abwenden? Ist Armut, Ausgrenzung, Krankheit etc. eine Voraussetzung für Gottes Zuwendung? Mache ich es mir doch einfach und platziere mich in der Mitte, dann bin ich nicht gemeint!?
Jesu Aussage ist eine Antwort auf die Frage: »Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?« Jesus reagiert auf die Haltung der Menschen damals (und heute?). Man könne sich auf seine Herkunft, sein Ansehen berufen, darauf, dass man schon immer dabei gewesen ist.
Jesus stellt die Annahme in Frage: Wer glaubt, aufgrund seines eigenen Tuns ein Recht auf Nähe und Zuwendung Gottes zu haben, muss umdenken. Wer dagegen glaubt, kein Recht auf Gottes Nähe zu haben, vielleicht sogar meint, von Gott vergessen zu sein, auch dieser ist im Irrtum.
Jesus/Gott hat andere Maßstäbe. Er macht die gerecht, die an ihn glauben. Im Vertrauen auf Gottes Güte können und müssen wir viele Erkenntnisse überprüfen und neu erhalten.
Jesus spricht nicht gegen die, die sich einsetzen, die sich bemühen im Leben und Glauben »nach vorne« zu kommen. Er möchte aber, dass wir nicht damit vor ihm glänzen wollen.
Jesus hat uns zu seinen Brüdern und Schwestern gemacht, zu Menschen, die vorne in der Schlange stehen, ganz egal, wo sie sich nach unserer Sichtweise eingruppieren. Nicht, weil wir so gut, so toll, so erfolgreich, engagiert für ihn sind. Nicht, weil wir arm, erfolglos und keine Kraft mehr haben, sondern weil er uns wert achtet, bei ihm an erster Stelle zu stehen.
Und darum hat der Text, egal, wo ich in der Schlange stehe, mit mir zu tun.
Weil ER mich liebt!
M.S.