Nachgedacht zum Monatsspruch für Juli 2017

»Ich bete dar­um, dass eure Lie­be immer noch rei­cher wer­de an Erkennt­nis und aller Erfah­rung.« (Phil­ip­per 1,9)

Pau­lus und der Gefähr­te Timo­theus schrei­ben aus der Gefan­gen­schaft des Pau­lus an die Gemein­de in Phil­ip­pi. Ein ech­ter Freu­den- und Trost­brief ist der Phil­ip­per­brief, obgleich die Lage des Pau­lus gar nicht so erfreu­lich ist.

Bald nach der Ein­lei­tung, in der Pau­lus sich an der Gemein­de in Phil­ip­pi freut, dar­an, wie sie das Evan­ge­li­um ange­nom­men haben und dar­an fest­hal­ten, folgt unser Monats­spruch. »…dass eure Lie­be immer noch rei­cher wer­de…« – Wer liebt hier eigent­lich wen? Denk­bar ist, dass die Chris­ten in Phil­ip­pi ein­an­der lie­ben, in der christ­li­chen Gemein­schaft nicht allein acht­sam mit­ein­an­der umge­hen, und das wäre ja schon aller­hand, son­dern dar­über hin­aus lie­be­voll. Teils erle­be ich das bis heu­te. Teils emp­fin­de ich den Man­gel heu­te. – Man­gel gab es damals sicher auch. Das span­nen­de bei der Lie­be ist, dass sie ver­än­dert, indem man sie emp­fängt. Im grie­chi­schen Text steht hier »aga­pe«, also die von Gott geschenk­te, unei­gen­nüt­zi­ge Liebe.

Gott ist, wenn er ist, in Bezie­hung. Jemand, der in kei­ner sol­chen Bezie­hung steht, kann das Wort »Gott« zwar gebrau­chen, es bedeu­tet sol­chen Men­schen aber nichts. – Die­se Bezie­hung Got­tes ist Lie­be. Die Lie­be der Chris­ten – zu ande­ren Men­schen und in der Gemein­de, aber auch zu sich selbst – wird dann grö­ßer, wenn wir mehr davon begrei­fen, wie sehr Gott die Welt, also nicht zuletzt uns geliebt hat. Dies ist die Erkennt­nis, die Erfah­rung, von denen Pau­lus schreibt.

Die Erkennt­nis ist – wie so oft im frü­hen Chris­ten­tum – zutiefst prak­tisch. Um »Gno­sis« geht es nicht. Die Erkennt­nis ist Erkennt­nis Got­tes; und wor­in und wor­an erkennt man Gott? An der Lie­be, an der unbe­ding­ten Lie­be, die ihn in sei­nem Sohn Jesus Mensch wer­den ließ. Das kön­nen wir im zwei­ten Kapi­tel des Brie­fes nach­le­sen, im so genann­ten Chris­tus-Hym­nus. Viel­fach heißt es, dass Chris­ten an der Lie­be erkannt wer­den. Das ist kein schlech­tes Kenn­zei­chen, Merk­mal oder Kriterium.

Für mich und für uns wün­sche ich mir, was Pau­lus den Phil­ip­pern wünscht: Dass mei­ne und unse­re Lie­be rei­cher wer­de an Erkennt­nis und aller Erfah­rung Gottes.

F.W.