»Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung.« (Philipper 1,9)
Paulus und der Gefährte Timotheus schreiben aus der Gefangenschaft des Paulus an die Gemeinde in Philippi. Ein echter Freuden- und Trostbrief ist der Philipperbrief, obgleich die Lage des Paulus gar nicht so erfreulich ist.
Bald nach der Einleitung, in der Paulus sich an der Gemeinde in Philippi freut, daran, wie sie das Evangelium angenommen haben und daran festhalten, folgt unser Monatsspruch. »…dass eure Liebe immer noch reicher werde…« – Wer liebt hier eigentlich wen? Denkbar ist, dass die Christen in Philippi einander lieben, in der christlichen Gemeinschaft nicht allein achtsam miteinander umgehen, und das wäre ja schon allerhand, sondern darüber hinaus liebevoll. Teils erlebe ich das bis heute. Teils empfinde ich den Mangel heute. – Mangel gab es damals sicher auch. Das spannende bei der Liebe ist, dass sie verändert, indem man sie empfängt. Im griechischen Text steht hier »agape«, also die von Gott geschenkte, uneigennützige Liebe.
Gott ist, wenn er ist, in Beziehung. Jemand, der in keiner solchen Beziehung steht, kann das Wort »Gott« zwar gebrauchen, es bedeutet solchen Menschen aber nichts. – Diese Beziehung Gottes ist Liebe. Die Liebe der Christen – zu anderen Menschen und in der Gemeinde, aber auch zu sich selbst – wird dann größer, wenn wir mehr davon begreifen, wie sehr Gott die Welt, also nicht zuletzt uns geliebt hat. Dies ist die Erkenntnis, die Erfahrung, von denen Paulus schreibt.
Die Erkenntnis ist – wie so oft im frühen Christentum – zutiefst praktisch. Um »Gnosis« geht es nicht. Die Erkenntnis ist Erkenntnis Gottes; und worin und woran erkennt man Gott? An der Liebe, an der unbedingten Liebe, die ihn in seinem Sohn Jesus Mensch werden ließ. Das können wir im zweiten Kapitel des Briefes nachlesen, im so genannten Christus-Hymnus. Vielfach heißt es, dass Christen an der Liebe erkannt werden. Das ist kein schlechtes Kennzeichen, Merkmal oder Kriterium.
Für mich und für uns wünsche ich mir, was Paulus den Philippern wünscht: Dass meine und unsere Liebe reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung Gottes.
F.W.