Nachgedacht… – zum Monatsspruch Juni 2017

»Gott muss man mehr gehor­chen als den Men­schen« (Apg. 5,29)

Die­sen Satz erwi­dern die Apos­tel vor dem jüdi­schen Rat, als man sie dafür anklag­te, dass sie trotz aller Ver­bo­te immer noch in aller Öffent­lich­keit von Jesus errich­te­ten und unter den Men­schen sei­ne Leh­ren ver­brei­te­ten. Ein sehr muti­ges Bekennt­nis. Alle Ver­bo­te und Ein­schüch­te­rungs­ver­su­che sowie die Andro­hung von Stra­fen hat­ten offen­sicht­lich kei­nen Erfolg. Als ich die­sen Vers las, muss­te ich auch an Mar­tin Luther den­ken. Er dach­te nicht dar­an, sei­ne The­sen vor dem Kai­ser und der Kir­che zu wider­ru­fen. Am Ende sei­ne Rede vor dem Reichs­tag in Worms sag­te er: »Daher kann und will ich nichts wider­ru­fen, weil wider das Gewis­sen etwas zu tun weder sicher noch heil­sam ist. Gott hel­fe mir, Amen!«

Die­ser Satz »Man muss Gott mehr gehor­chen als den Men­schen« ist für jeden Herr­scher, jede Regie­rung, jeden Anfüh­rer eine Zumu­tung. Er ist Aus­druck einer nicht kon­trol­lier­ba­ren ande­ren Macht, die letzt­end­lich auf den Gläu­bi­gen mehr Ein­fluss hat als die welt­li­che Macht und Auto­ri­tät. Die­ser ein­fa­che kla­re Satz ist ein Auf­ruf zum Unge­hor­sam in vie­len Lebensbereichen.

Das heißt nicht, dass Chris­ten alles ver­wei­gern sol­len, was von staat­li­cher Auto­ri­tät gefor­dert wird. Jesus selbst sagt ja: »Gebt dem Kai­ser was des Kai­sers ist.« Aber wir geben nicht unse­ren Glau­ben auf, indem wir zum Bei­spiel einen Des­po­ten anbe­ten oder einen ande­ren Gott. Wir stel­len uns mit die­sem kur­zen Satz außer­halb des Macht­an­spru­ches der Herr­schen­den. Aber auch
dem Macht­an­spruch des Volks­emp­fin­dens und der gefor­der­ten Nor­ma­li­tät, um dazu­ge­hö­ren zu kön­nen. Machen wir mit beim Volks­sport Steu­er­hin­ter­zie­hung und Schwarz­ar­beit oder ris­kie­ren wir mit­lei­di­ges Grin­sen, wenn wir kei­ne Quit­tung neh­men, um pri­va­te Aus­ga­ben dienst­lich zu ver­rech­nen? Auch in die­sen Nuan­cen des bür­ger­li­chen Mit­ein­an­ders zeigt sich, dass wir einen eige­nen König haben.

Am Ende des Kapi­tels (Apg. 5) heißt es: »Das alles haben wir zu bezeu­gen und durch uns bezeugt es der Hei­li­ge Geist, den Gott denen gege­ben hat, die ihm gehor­chen… Die Apos­tel ihrer­seits ver­lie­ßen den Hohen Rat voll Freu­de dar­über, dass Gott sie für wür­dig geach­tet hat­te, um des Namens Jesu wil­len Schmach und Schan­de zu erlei­den. Unbe­irrt lehr­ten sie auch wei­ter­hin Tag für
Tag im Tem­pel und in den Pri­vat­häu­sern und ver­kün­de­ten die gute Nach­richt, dass Jesus der Mes­si­as ist.« Und das ist auch gut so, denn sonst hät­te es das Evan­ge­li­um viel­leicht gar nicht bis in unse­re heu­ti­ge Zeit geschafft.

St.P.