»Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; – ich bin der Herr.« (3. Mose 19,32)
Im Kapitel 19 geht es um Weisungen und Gebote, die Mose im Auftrag Gottes an das Volk Israel weitergeben soll. Es geht um soziales Verhalten und Nächstenliebe. Unter anderem auch um die Forderung, die Alten mit dem »grauen Haupt« zu ehren. Das ist eine Forderung, die nicht mehr so recht in unsere Zeit und Gesellschaft zu passen scheint, in der einerseits das Altern verdrängt wird und andererseits die Alten als Auslaufmodell oder Belastung empfunden werden. Klug ist das nicht.
Wenn Gott zu Achtung und Respekt gegenüber alten Menschen aufruft, dann
hat er damit das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick. Älteren Menschen unterstellt man gerne Weisheit und Klugheit aufgrund ihrer Lebenserfahrung. Weisheit ist ein zentraler Begriff im Alten Testament und in anderen jüdischen Schriften. Dennoch bleibt das Judentum in diesem Punkt durchaus realistisch, denn: Auch das Alter schützt vor Torheit nicht und die Weisheit als Gabe Gottes kann auch jungen Menschen verliehen werden.
Wie soll man jetzt umgehen mit der Aufforderung, vor dem grauen Haar aufzustehen? Die Ehrung von Senioren wird in der Bibelstelle mit der Furcht vor Gott verknüpft, indem es dort heißt: und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr. Dass Gott »der Herr« ist, gilt als Begründung dafür, alten Menschen Respekt zu erweisen. Der Respekt gegenüber dem Alter wird hier
nicht an das Verhalten oder den Lebensstil des alten Menschen gebunden, sondern an den Respekt vor Gott. Wer einen Greis nicht ehrt, zeigt damit, dass er Gott nicht fürchtet. Gott fürchten, heißt nicht, dass wir Angst vor ihm haben müssen. Aber im Bewusstsein über die Größe und Erhabenheit Gottes müssen wir Gott Anerkennung und Achtung erweisen und ein Leben führen, das alles vermeidet, die Ehre Gottes zu beeinträchtigen. Dazu gehört auch, das Alter zu ehren.
S. Sch.